München/Essen. Mehrere Manager des Baukonzerns Hochtief müssen sich wohl vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben. Der Vorwurf: Sie sollen mitverantwortlich für Dumpinglöhne auf einer Münchner Baustelle sein. Eine Verurteilung könnte schwere Folgen für die Firma haben.
Die Staatsanwaltschaft München hat Presseangaben zufolge Anklage gegen mehrere Manager des Baukonzerns Hochtief erhoben. Ihnen wird unter anderem Beihilfe zu Lohnwucher vorgeworfen, wie die «Süddeutsche Zeitung» vorab berichtet. 37 türkische Arbeiter waren auf einer Münchner Altenheim-Baustelle mit Hungerlöhnen abgespeist worden. Für Deutschlands größten Baukonzern könnte der Fall empfindliche Folgen haben: Sollten die Manager verurteilt werden, drohe der Ausschluss von öffentlichen Aufträgen.
Hinter dem juristischen Begriff des Wuchers verbirgt sich der Vorwurf des Lohndumpings. Die türkischen Arbeiter hatten von November 2006 bis März 2007 den Rohbau des Altenheims errichtet und waren von einem türkischen Subunternehmer angeheuert worden. Sie erhielten laut dem Bericht statt des vorgeschriebenen Mindestlohns von gut 8,00 Euro netto, der in der deutschen Baunbranche gilt, nur 2,50 bis 3,50 Euro pro Stunde.
Dafür macht die Staatsanwaltschaft München I zum einen den Chef des türkischen Subunternehmens verantwortlich. Dieser saß nach der Razzia der Finanzkontrolle Schwarzarbeit im März 2007 fünf Monate in Untersuchungshaft. Zum anderen sollen laut Staatsanwaltschaft auch Mitarbeiter in der Münchner Hochtief-Niederlassung für die Praktiken verantwortlich gewesen sein. (ddp)