Düsseldorf. 50 000 Deutsche haben bei der Lehman-Bankenpleite vor rund einem Jahr über Nacht ihr Geld verloren - und die meisten davon waren älter als 60 Jahre. 40 Prozent der Anleger hatten Zertifikate im Wert von 10 000 bis 40 000 Euro gekauft. Das legt eine neue Studie offen.
Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers hat nach Erkenntnissen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hierzulande vor allem ältere Anleger um ihr Geld gebracht. Die Besitzer der über Nacht wertlos gewordenen Lehman-Zertifikate seien im Durchschnitt 60 Jahre und älter, teilte die Vereinigung am Dienstag in Düsseldorf mit. Die DSW stützt sich bei ihren Angaben auf die Auswertung von 800 Einzelfällen ihrer Mitglieder.
Citybank hatte den größten Anteil
Demnach hatte der mit 40 Prozent größte Teil der Betroffenen zwischen 10 000 und 40 000 Euro in Lehman-Zertifikaten angelegt. In 27 Prozent der Fälle waren es 25 000 bis 49 000 Euro. Federführend bei der Ausgabe der Lehman-Zertifikate war die Citibank, auf die 46 Prozent der von der DSW ausgewerteten Fälle entfielen. Es folgen die Dresdner Bank und die Commerzbank mit einem Anteil von 32 Prozent.
Laut DSW gibt es auch rund ein Jahr nach dem Lehman-Zusammenbruch weder eine belastbare Zahl über die Gesamthöhe des Schadens noch über die Gesamtzahl der Besitzer von Lehman-Zertifikaten. In Deutschland haben der DSW zufolge bis zu 50 000 Zertifikate-Besitzer auf einen Schlag ihr Geld verloren. Der Schaden belaufe sich mindestens auf einen hohen dreisteilligen Millionenbetrag.
Die DSW kritisierte in ihrer Schadenanalyse die «Falschberatung» der Banken, die die Zertifikate verkauft haben. Unter den betroffenen Fällen gebe es zahlreiche Parallelen. Es sei stets mit der 100-prozentigen Sicherheit der Zertifikate geworben und die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals garantiert worden, obwohl das Zertifikat als Inhaber-Schuldverschreibung nicht von der Einlagensicherung gedeckt gewesen sei. Im schlimmsten Fall würde lediglich die Zinszahlung ausbleiben, hätten die Berater die Kunden beruhigt. Zudem seien bestimmte Zinssätze für Festgelder an den Kauf von Lehman-Zertifikaten gekoppelt worden.
Chance auf Schadensersatz offenbar gut
Es seien «nicht die reichsten Kunden» gewesen, die man vom Kauf der Zertifikate überzeugt habe, berichtete DSW-Geschäftsführer Carsten Heise. Viele der Betroffenen hätten für den Kauf der Zertifikate auf zuvor sicher angelegtes Geld zurückgegriffen. Die Chancen auf Schadensersatz wegen schlechter Beratung hält die DSW allgemein für gut. Lediglich in 20 Prozent der untersuchten 800 Fälle seien die Aussichten schlecht. Dies gelte vor allem für jene Anleger, die bereits zuvor Erfahrungen mit Inhaber-Schuldverschreibungen gemacht hätten. Sie könnten sich daher nicht auf Unerfahrenheit im Umgang mit solchen Anlagen berufen.
Unzureichende Beratung der Banken
Im Zusammenhang mit der Lehman-Pleite laufen vor Gerichten bereits zahlreiche Verfahren, in denen betroffene Anleger auf Schadensersatz wegen der aus ihrer Sicht unzureichenden Beratung der Banken klagen. Urteile der Landgerichte Frankfurt am Main, Hamburg und Potsdam hatten den Anlegern dabei den Rücken gestärkt. Die Citibank als größter Emittent von Lehman-Zertifikaten hat unterdessen im Mai ein Entschädigungspaket aufgelegt. Es umfasst ein Volumen von 27 Millionen Euro und soll vor allem älteren Anlegern zwischen 30 und 80 Prozent des Kaufwertes der Zertifikate erstatten. (ddp)