Berlin. Die Vorfreude auf die WM ist groß, doch viele Arbeitnehmer hadern mit den Anstoßzeiten. Die Spiele sind oft erst am späten Abend zu sehen. Zu spät, um zur Frühschicht ausgeruht zu sein? Die Gewerkschaften hoffen auf Fußballfreunde unter den Arbeitgebern.
Damit Arbeitnehmer während der Fußball-WM in Brasilien auch die Abend- und Nachtspiele schauen können, fordern Gewerkschaftsvertreter spätere Frühschichten. "Liebe Arbeitgeber, drückt mal ein Auge zu. Wenn die Spiele spät nachts stattfinden, dann guckt doch, dass ihr eure Arbeitnehmer am nächsten Tag einfach mal eine Stunde oder zwei Stunden später anfangen lasst", sagte Carsten Burckhardt, Vorstandsmitglied der IG Bau, am Dienstag.
Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung über die Appelle von Gewerkschaftsvertretern berichtet. So sagte der Chef der IG Bergbau Chemie Energie, Michael Vassiliadis, der Zeitung: "Ich finde, dass Arbeitgeber und Betriebsräte besprechen sollten, die Arbeitszeiten wenn möglich so zu gestalten, dass die Beschäftigten die WM-Spiele schauen können. Hier geht mehr als ein schnödes "Geht nicht"."
Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi unterstützte den Vorstoß. "Überall da, wo es möglich ist, ist es im Interesse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, flexibel zu sein", sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz.
Viele Spiele bei der WM erst ab 22 Uhr
Wegen der Zeitverschiebung sind viele WM-Spiele in Deutschland erst am späten Abend zu sehen - einige werden sogar erst um Mitternacht angepfiffen. Sollte es die deutsche Mannschaft beispielsweise ins Halbfinale schaffen, würde das Spiel hierzulande erst ab 22 Uhr über die Bildschirme flimmern.
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Die Arbeitgeber zeigten sich teilweise aufgeschlossen für den Vorschlag. "Viele mittelständische Unternehmer sind große Fußball-Fans", sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft (BVMW), der dpa. "Deshalb sollte es gerade bei Klein- und Mittelbetrieben möglich sein, dass Unternehmer und Mitarbeiter miteinander flexible Arbeitszeiten vereinbaren", sagte Ohoven.
WM kein Freibrief für Freistunden
Andere stellten zunächst klar, dass die WM kein Freibrief für Freistunden sein könne. "Arbeitnehmer haben keinen Anspruch darauf, während der Arbeitszeit Fußballspiele zu schauen oder wegen eines Nachtspiels morgens nicht zur Arbeit zu kommen", teilte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mit. "Viele Arbeitgeber werden aber versuchen, entsprechend den betrieblichen Möglichkeiten Freistellungen zu organisieren."
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) versprach Flexibilität. "Von Gleitzeit, Überstundenabbau oder Schichttausch mit weniger Fußball interessierten Kollegen bis hin zu der Möglichkeit nachzuarbeiten, ist vieles denkbar", erklärte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.
Die Fußball-WM in Brasilien beginnt am 12. Juni. Der neue Weltmeister wird am 13. Juli im Endspiel in Rio de Janeiro gekürt. (dpa)