Frankfurt/Main. . Angesichts eines drohenden dreitägigen Piloten-Streiks hat die Lufthansa ihre Gesprächsbereitschaft bekräftigt und für einen Kompromiss geworben. Lufthansa-Personalchefin Volkens macht in einem Medienbericht deutlich, dass die geplanten Einschnitte bei den Piloten wirtschaftlich erforderlich seien.

Die Lufthansa will den Pilotenstreik in der neuen Woche noch abwenden - und auch eine Schlichtung vermeiden. "Dieses Thema ist sehr komplex, deshalb würde ich es gern mit der VC gemeinsam lösen", sagte Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens dem "Spiegel". Die in der Vereinigung Cockpit (VC) organisierten Piloten wollen den Flugbetrieb für drei Tage unterbrechen. In dem Tarifstreit geht es nicht nur um höhere Löhne, sondern auch um Regelungen zur Frührente der 5400 Piloten, die fast alle Mitglied bei VC sind. Die Lufthansa war erst vergangene Woche Opfer eines Streiks geworden, als Verdi die großen deutschen Flughäfen lahmlegte und Hunderte Flüge ausfielen.

Das Unternehmen sei jederzeit bereit, die Gespräche fortzusetzen, sagte Volkens. Die Piloten wollen die Arbeit von Mittwoch bis Freitag niederlegen - einen dreitägigen Vollstreik hat die Lufthansa nach eigenen Angaben noch nie erlebt. Tausende Flüge stehen auf der Kippe. Nach einer Schätzung von Metzler-Analyst Jürgen Pieper geht der Lufthansa dann ein operativer Gewinn von 30 bis 50 Millionen Euro durch die Lappen. Nach Einschätzung von Volkens würde der Streik die Lufthansa eine hohe zweistellige Millionensumme kosten.

"Sonst laufen uns die Kosten aus dem Ruder"

Knackpunkt ist die Frührente der Piloten: Bislang konnten sie frühestens mit 55 Jahren und spätestens mit 60 Jahren in den Vorruhestand gehen - die Bezüge bis zum Beginn der staatlichen Rente wurden aus der Übergangsversorgung gezahlt. Die Lufthansa hat den entsprechenden Tarifvertrag gekündigt und will die Piloten später in Rente schicken - "weil uns die Kosten für diese Regelung sonst aus dem Ruder laufen", sagt Volkens. Jüngeren Copiloten, die erst 2050 aus dem Unternehmen ausscheiden, sei ein Eigenbeitrag zuzumuten.

Cockpit dagegen fordert, dass wegen der Belastungen durch lange Schichten und Nachtarbeit jeder Pilot selbst entscheiden solle, wann er aufhört. Auch ein neues Angebot der Lufthansa sei nicht ausreichend, da sich die Konditionen für neue Piloten auf jeden Fall verschlechterten, sagte die Cockpit-Tarifvorsitzende Ilona Ritter zu Reuters. Die Gewerkschaft werde sich Gesprächen aber nicht verschließen.

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Lufthansa-Chef kritisiert Piloten-Gewerkschaft

Die Streik-Drohung der Piloten ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker von Kleinstgewerkschaften. Lufthansa-Chef Christoph Franz sagte im April 2013 vor einem Bundestagsausschuss, wegen der Spartengewerkschaften herrsche im deutschen Flugverkehr "eine Situation wie in Großbritannien vor Margaret Thatcher". Die Große Koalition hat sich vorgenommen, die Tarifeinheit gesetzlich zu verankern - danach soll gelten: Ein Betrieb, eine Gewerkschaft. Experten sind skeptisch, weil das Grundgesetz die Koalitionsfreiheit garantiert, also die Möglichkeit der Arbeitnehmer, sich frei zu Gewerkschaften zusammenzuschließen.

Die Spartengewerkschaften sind klein, aber häufig sehr schlagkräftig. Als die Piloten vor vier Jahren bei ihrem letzten Streik nur einen Tag nicht ins Cockpit stiegen, fielen bei der Lufthansa auf einen Schlag 1000 Flüge aus. Andererseits ist die Zahl der fest etablierten Vertretungen übersichtlich: Fluglotsen sind bei der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) organisiert, Flugbegleiter bei Ufo, Lokführer in der GdL, der Marburger Bund vertritt die Interessen der Ärzte und die Vereinigung Cockpit die der Piloten. (rtr)