Essen. . Die Deutschen kaufen immer öfter ökologische Lebensmittel. 22 Prozent der Verbraucher greifen häufig oder ausschließlich bei Bio-Lebensmitteln zu, 52 Prozent gelegentlich. Das fand das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz heraus. Aber wie gesund ist Bio wirklich?
Die Deutschen kaufen immer öfter ökologische Lebensmittel. 22 Prozent der Verbraucher greifen häufig oder ausschließlich bei Bio-Lebensmitteln zu, 52 Prozent gelegentlich. Das fand das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im vergangenen Jahr in einer repräsentativen Umfrage heraus. Laut Studie kaufen die Kunden Bioprodukte wegen ihrer regionalen Herkunft, der artgerechten Tierhaltung und der geringen Schadstoffbelastung.
Ist Bio gesünder?
Der Beweis ist nicht erbracht, dass ökologische Lebensmittel mehr gesunde Inhaltsstoffe haben. Einige Untersuchungen haben zwar mehr Vitamin C, Eisen und Omega-3-Fettsäuren in Bio-Produkten gefunden. Wissenschaftler der Universität Stanford kamen 2012 aber in einer Übersichtsstudie zu dem Ergebnis, dass sich Bio-Obst und Co. vom Vitamingehalt kaum von konventionellen Lebensmitteln unterscheiden. „Wie viel Vitamine beispielsweise ein Apfel enthält, hängt eher vom Standort des Baumes und des Wetters ab, als von der Anbaumethode“, sagt Christiane Kunzel von der Verbraucherzentrale NRW.
Die Ausnahmen: Bio-Fleisch enthalte laut einer Untersuchung des Forschungsinstituts für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere mehr gesunde Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren – ebenso Bio-Milch oder Butter. Jüngst hat dies für Bio-Milch erneut eine Studie der Washington State University bestätigt.
Zuträglich für die Gesundheit ist ebenso, dass bei den Tieren nur in Ausnahmefällen Antibiotika verabreicht werden dürfen. „Bio-Fleisch ist daher weniger mit Antibiotika-resistenten Keimen belastet“, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschafts-Expertin bei Greenpeace.
Enthalten Bio-Produkte Pestizide?
Ökologische Lebensmittel enthalten sehr wohl Rückstände von Pestiziden. Obwohl Bio-Landwirte selbst keine chemisch-synthetischen Pestizide einsetzen, können sie sich nicht davor schützen, wenn ihre Nachbarn sie verwenden. Die Konzentration der Rückstände ist allerdings gering. Laut dem Orientierungswert des „Bundesverbandes Naturkost Naturwaren“ beträgt sie im Schnitt gerade mal 0,01 Milligramm pro Kilo, womit Bio-Lebensmittel generell unbedenklich für die Gesundheit seien.
Stecken in Bio-Produkten weniger Zucker und Fett?
Biohersteller stehen der konventionellen Lebensmittelindustrie in Sachen Zucker und Fett in nichts nach. 2012 hat der Verbraucherschutz-Verein Foodwatch 1500 Kinderlebensmittel untersucht – darunter auch Bio-Produkte. Das Ergebnis: Auch die Bio-Lebensmittel enthielten zu viel Zucker und Fett. „Das Produktsortiment bei Bio gleicht sich immer mehr den konventionellen Lebensmitteln an“, sagt Foodwatch-Sprecher Andreas Winkler. Dass die Süße oft von Honig oder Agavendicksaft kommt, ist für den Körper dabei unerheblich. Zucker bleibt Zucker. Und beim Fettgehalt gibt es bei Bio-Produkten ebenfalls keine vorgeschriebenen Grenzen. „Sie können sich mit Bio auch völlig ungesund ernähren“, sagt Christiane Kunzel.
In Bio ist nur Bio drin?
Lebensmittel, die das deutsche oder europäische Siegel tragen, müssen zu 95 Prozent aus biologisch erzeugten Zutaten bestehen. Die übrigen fünf Prozent dürfen konventionell angebaut worden sein, wenn auf dem Markt keine Alternativen in Bio-Qualität erhältlich sind. Bei Bio-Siegeln, etwa von Bioland und Demeter, sieht es anders aus: Produkte, die ein solches Siegel tragen, enthalten Bio pur.
Und die Zusatzstoffe?
Ökologische Lebensmittel sind nicht frei von Zusatzstoffen. Beim EU-Siegel aber sind nur rund 50 von 350 Stoffen erlaubt. Sie kommen zum Einsatz, weil die Lebensmittel nicht anders hergestellt werden können. Süßstoffe, künstliche Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel oder auch Stabilisatoren sind verboten. Andere Siegel sind noch strenger: Bei Demeter etwa sind nur 13 Zusatzstoffe erlaubt.
Risiko Gentechnik?
Gentechnik ist bei Bio-Produkten ein Tabu: Weder Bio-Lebensmittel noch das Tierfutter für Bio-Tiere darf genetisch veränderte Organismen und Erzeugnisse enthalten. Vor Kontamination durch Pflanzen, die durch Gentechnik verändert wurden, ist die ökologischer Landwirtschaft aber nicht geschützt. Derzeit wird aber keine Gentech-Pflanze in Deutschland angebaut.
Wachstumsmarkt Bio
2013 stieg der Umsatz bei Bio-Lebensmittel und Getränken um 7,2 Prozent. Insgesamt waren das 7,55 Mrd. Euro Umsatz im Vergleich zu 7,04 Mrd. Euro 2011, so der von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft koordinierte Arbeitskreis Biomarkt.
Bio-Eier enthalten kein Dioxin?
Bio-Eier können sehr wohl Dioxinen enthalten. Das liegt daran, dass Dioxine ein Abfallprodukt von Verbrennungsprozessen sind. Sie entstehen beispielsweise, wenn Hausmüll in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt wird. Anschließend lagern sich die Dioxine auf Futterpflanzen und Böden ab. Die Hühner schlucken sie unweigerlich mit, wenn sie nach Nahrung picken. Christiane Kunzel betont aber, dass dies kein Bio-Problem ist: „Es kommt bei Bio-Eiern nicht häufiger vor als bei konventionellen.“ Alle Landwirte müssen sich zudem vergewissern, dass ihre Eier die europaweitgültigen Dioxin-Höchstwerte nicht überschreiten.
Ist Bio besser für die Umwelt?
Bei der ökologischen Landwirtschaft werden weniger klimaschädliche Gase wie Kohlendioxid und Lachgas freigesetzt. Das bestätigen auch Greenpeace und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Ein reges Bodenleben, die Humusanreicherung und eine weite Fruchtfolge haben positive Effekte auf Boden-, Luft- und Grundwasserhaushalte. „Langfristig gesehen sind daher Umwelt und Böden gesünder, und somit ist auch eine langfristige Lebensmittelsicherheit gewährleistet“, sagt Christiane Huxdorff.
Die Tierhaltung bei Bio-Betrieben ist zudem grundsätzlich besser für Kühe, Hühner und Schweine als in der konventionellen Landwirtschaft. „Wer aber noch mehr Wert auf das Wohl der Tiere legt, der sollte auf Fleisch mit einem Siegel der Verbände wie Bioland oder Demeter zurückgreifen“, sagt Christiane Huxdorff.