Berlin. 100 Euro für jeden mehr plus 3,5 Prozent Gehaltszuwachs: Das fordern die Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Beamtenbund für den Öffentlichen Dienst. Das könnte die öffentlichen Kassen bis zu acht Milliarden Euro kosten, warnt Innenminister de Maizière. Eine schnelle Einigung ist unwahrscheinlich - die Zeichen stehen auf Streik.

Bereits vor Beginn der ersten Verhandlungsrunde um die Tarife im öffentlichen Dienst hat Verdi-Chef Frank Bsirske die Zeichen auf Streik gestellt. "Man kann nicht davon ausgehen, dass es in den Verhandlungen heute zu einem Ergebnis kommt", sagte der Gewerkschaftschef am Donnerstag vor demonstrierenden Mitgliedern in Potsdam. "Wenn kein Angebot kommt, wird zu reagieren sein. Dann werden viel mehr Kollegen auf der Straße stehen, als heute hier sind."

Für die 2,1 Millionen Angestellten von Bund und Kommunen verlangen die Gewerkschaften einen Sockelbetrag von 100 Euro mehr für alle Arbeitnehmer und zusätzlich einen Gehaltszuwachs von 3,5 Prozent. Besonders für die unteren Lohngruppen sei der Sockelbetrag unerlässlich, um den großen Abstand des öffentlichen Dienstes zur allgemeinen Lohnentwicklung anzunähern, betonte Bsirske. "Ein Müllwerker verdient etwa 1800 Euro und ein Busfahrer in Thüringen erhält 1713 Euro Grundgehalt", sagte er. "Dieser Lohn wird der hohen Verantwortung der Beschäftigten nicht gerecht."

Arbeitgeber machen erst einmal kein Angebot

Der Präsident der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber, Thomas Böhle, hält ein Angebot der Arbeitgeber in der ersten Runde für unwahrscheinlich. Die Forderungen der Gewerkschaften summierten sich auf 7,1 Prozent Tarifsteigerung. "Der heutige Termin dient lediglich dazu auszuloten, wo Bewegungsspielraum ist", sagte er.

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Die Hälfte der Kommunen und ein Drittel der Landkreise seien in den roten Zahlen und könnten die hohe Tarifforderung der Gewerkschaften nicht stemmen. So bestehe die Gefahr, dass die Kommunen bestimmte Dienstleistungen in den privaten Sektor ausgliedern müssten, warnte Böhle. Dies könne auch nicht im Interesse der Beschäftigten sein.

De Maizière sieht nicht so viel Spielraum

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wurde am frühen Nachmittag in Potsdam erwartet. Er hatte zuvor erklärt, die Realisierung der Gehaltsforderung würde beim Bund - wenn sie auch auf die Beamten übertragen würde - Mehrkosten von zwei Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Bei den Kommunen, die den Großteil der Angestellten beschäftigen, beliefen sich die Mehrkosten gar auf sechs Milliarden Euro. "Diese Spielräume sehe ich nicht", sagte der Innenminister.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) stellt sich daher auf baldige Arbeitsniederlegungen ein. Gewerkschaften und Arbeitgeber haben für den 20. und 21. März eine zweite Tarifrunde in Potsdam vereinbart. Die dritte Verhandlungsrunde soll ab dem 31. März stattfinden. (dpa)