Berlin. . Bevor am Donnerstag die Tarifrunde für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen beginnt, droht die Gewerkschaft Verdi offen mit Streiks. Verdi-Chef Bsirske kritisierte Innenminister de Maizière scharf dafür, dass er die Forderungen der Gewerkschaft als maßlos bezeichnet hat. Auch bei Amazon drohen Streiks.
Vor dem Beginn der Tarifrunde für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen am kommenden Donnerstag droht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi offen mit Streiks. "Wenn die Arbeitgeber weiter von Maßlosigkeit sprechen, dann muss man sicherlich auch mit Streiks rechnen", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske der "Welt am Sonntag". Neben Busfahrern und Müllwerkern seien auch viele andere Bereiche wie etwa die Kitas gut organisiert. In Hannover zum Beispiel liege der Organisationsgrad unter den "sehr selbstbewussten" Erzieherinnen bei 95 Prozent.
Dass der mit einem Bundestagsmandat ausgestattete Innenminister Thomas de Maizière (CDU) die Forderung von insgesamt 6,7 Prozent mehr Lohn als maßlos bezeichnet habe, klinge angesichts der von den Abgeordneten durchgesetzten "Diätenerhöhung von satten 10 Prozent" wie Hohn, sagte Bsirske weiter. Eine deutliche Erhöhung der Reallöhne der 2,1 Millionen Angestellten von Bund und Kommunen sei auch im Interesse des Öffentlichen Dienstes, "um die Jobs attraktiv zu machen" und so dem drohenden Fachkräftemangel und der Konkurrenz durch die Privatwirtschaft zu begegnen.
Bsirske: "Ein Stück Kulturkampf, dass Amazon Tarifverträge ablehnt"
Auch beim Online-Versandhändler Amazon drohte der Verdi-Chef mit Streiks. Sollte das Unternehmen die Arbeits- und Lohnbedingungen weiterhin "einseitig, nach Gutdünken" regeln wollen, sei "ganz sicher davon auszugehen, dass es zu weiteren Streikaktionen kommen wird". Zurzeit würden die Voraussetzungen dafür geschaffen, auch an mehreren Standorten gleichzeitig agieren zu können, sagte Bsirske der "Welt am Sonntag".
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Dass Amazon einen Tarifvertrag ablehne, sei auch ein "Stück Kulturkampf" - zumal der Internetriese das Zeug dazu habe, zum Monopolisten aufzusteigen. Umso bedenklicher findet es Bsirske, wie das Unternehmen "den Arbeitsdruck und die Lohnfindung gestaltet, sich Wettbewerbsvorteile verschafft und andere, die faire Bedingungen bieten, aus dem Markt zu drängen versucht".
Was den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro angeht, sollte dieser nach Ansicht des Verdi-Vorsitzenden "am besten direkt nach seinem Inkrafttreten, also 2015" angepasst werden und dann "schnell auf zehn Euro steigen". Danach solle sich die Entwicklung in einem jährlichen Rhythmus an den Lohnabschlüssen wichtiger Branchen orientieren. (afp)