Oberhausen. Zu Beginn der Tarifrunde für Angestellte im öffentlichen Dienst zeigt sich die Oberhausener Verdi-Vertretung kampfbereit: Mit einer „Roter Teppich“-Aktion ehrt sie die wahren Helden der Stadt. Sollte die Tarifrunde scheitern, drohen Streiks.

Personalabbau, schlechte Bezahlung und erhöhter Arbeitsdruck: Vor Beginn der ersten bundesweiten Tarifrunde für den öffentlichen Dienst am heutigen Donnerstag zeigt sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kampfbereit und droht offen mit kurzfristigen Streiks in Oberhausen. Betroffen sein könnten etwa städtische Kindertagesstätten und Alteneinrichtungen sowie der Stoag-Nahverkehr. Verdi fordert für die 4500 Beschäftigten der Stadt und deren Töchter unter anderem einen monatlichen Sockelbetrag von 100 Euro sowie zusätzlich 3,5 Prozent.

Mit der Aktion „Roter Teppich – für die Stars im öffentlichen Dienst“ am Technischen Rathaus in Sterkrade machte die Gewerkschaft Verdi deutlich: Es gehe in der Tarifrunde um eine Bezahlung für die Beschäftigten, die dem Wert ihrer Arbeit entspreche.

„Eine Altenpflegerin verdient 2300 Euro brutto im Monat“

„Wie kann es sein, dass Menschen am Existenzminimum leben, obwohl sie am Tag acht Stunden und mehr arbeiten?“, fragte Henrike Greven, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen. Hier müsse sich deutlich etwas ändern: „Der öffentliche Dienst ist schon lange kein Vorzeigeobjekt mehr – ganz im Gegenteil.“

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Die Stimmung unter den Beschäftigten sei mehr als angespannt: Stellenabbau, wachsende Belastungen und befristete Arbeitsverträge seien aber nur einige Gründe dafür. „Vor allem die Einkommenssituation macht vielen Beschäftigten zu schaffen“, sagte Greven weiter. Denn im Ver­gleich zu an­de­ren Bran­chen ha­be sich das Ein­kom­men im öf­fent­li­chen Dienst un­ter­durch­schnitt­lich ent­wi­ckel­t. „Die Gehälter liegen deutlich unter den Verdiensten der freien Wirtschaft oder der Elektroindustrie“, sagte Greven. So verdiene eine Altenpflegerin im Schnitt 2300 Euro brutto im Monat: „Damit kann man sich keine großen Sprünge leisten. Viele müssen deshalb einen Nebenjob ausüben, um über die Runden zu kommen.“

Die soziale Schere soll geschlossen werden

Diese Sche­re solle jetzt ge­schlos­sen wer­den. „Auch der öf­fent­li­che Dienst bleibt nur dann ein at­trak­ti­ver Ar­beit­ge­ber – ge­ra­de für jun­ge Leu­te – wenn er gu­te Ein­kom­mens­be­din­gun­gen bie­tet“, meint die Gewerkschafterin. Mehr Gehalt trotz magerer öffentlicher Kassen? „Das funktioniert nur, wenn wir die Finanzausgleiche für die Kommunen verbessern.“ Von der Arbeitgeberseite gebe es noch kein Angebot.

Greven kündigte an, dass es bei harmlosen Aktionen wie dem „Roten Teppich“ nicht bleiben werde. Notfalls sei die Gewerkschaft bereit, zu drastischeren Mitteln zu greifen: „Sollten die Tarifverhandlungen bereits am ersten Tag scheitern oder zu keinem Ergebnis führen, werden wir in Oberhausen streiken – das ist sicher.“