Mülheim. Wachstum in der Wirtschaftskrise: Der Einzelhändler Tengelmann hat beim Umsatz zugelegt. Tengelmann gehört somit zu den Gewinnern der Krise. Vor allem die Obi-Baumärkte und der Textildiscounter Kik legten zu. Allerdings befürchtet Tengelmann eine Verschlechterung der Kauflaune.

Die Supermarktkette Tengelmann sieht sich auch in der Finanzkrise gut aufgestellt und will in den kommenden Jahren aus eigener Kraft weiter wachsen. Geschäftsführer Karl-Erivan Haub verwies am Donnerstag in Mülheim an der Ruhr auf eine Eigenmittelquote von über 30 Prozent. Das Familienunternehmen plane weiter einen «Kurs des vernünftigen Wachstums».

Obi profitiert von der Krise

Im Rumpfgeschäftsjahr 2008, das wegen einer Umstellung auf eine Bilanzierung im Kalenderjahr nur vom 1. Mai bis 31. Dezember lief, verbuchte die Gruppe mit den Geschäftsfeldern Obi, KiK, Kaiser's Tengelmann und Plus einen Umsatz von 12,36 Milliarden Euro (plus drei Prozent). Dazu trugen europaweit 83.655 Mitarbeiter in 4357 Filialen bei. Den Gewinn gibt Tengelmann nicht bekannt.

Haub rechnet aber mit einer Verschlechterung der Verbraucherstimmung in Deutschland, sollte die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten stark zunehmen. Dies könne dann auch Folgen für die Umsätze haben. Eine entsprechende Erfahrung habe Tengelmann bereits in Nordamerika gemacht, wo die Umsätze der Lebensmittel-Kette A&P im Zuge der Krise deutlich gesunken seien.

Wichtigstes Standbein sind die 525 Obi-Filialen. Der Umsatz wuchs in dieser Sparte um 5,3 Prozent auf 4,18 Milliarden Euro im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. «In Krisenzeiten entdecken die Menschen wieder verstärkt ihr Zuhause. Davon profitiert Obi als die Nummer 1 in besonderer Weise», erklärte Haub.

Plus-Märkte an Edeka verkauft

Auch der Supermarktzweig mit den Märkten von Tengelmann und Kaiser's verbuchte ein Umsatzplus, und zwar um 3 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. Zum Jahresanfang gab die Gruppe die meisten Plus-Märkte an die Edeka-Gruppe ab, die die Märkte derzeit mit ihrer Billigtochter Netto zusammenlegt. Viele Plus-Märkte stellen deswegen gerade ihr Sortiment um. Die Zusammenlegung von Plus und Netto sei der richtige Schritt zur rechten Zeit gewesen, sagte Haub. Edeka übernahm mehr als 2300 Plus-Filialen und rückt damit näher an die Discounter Lidl und Aldi heran.

Bei der Kette KiK, die billige Textilien verkauft, betrug das Wachstum sogar 7 Prozent, wie Haub weiter mitteilte. Mit einem Umsatz von 1,11 Milliarden Euro im Rumpfgeschäftsjahr sei die Marke damit der Marktführer im Textildiscount.

Tengelmann hat eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert reicht. Die erste Filiale wurde 1893 in Düsseldorf eröffnet. Schon 1914 gab es 560 Verkaufsstellen. 1971 kam die Kaiser's-Kette dazu, ab 1979 wurden schrittweise Anteile an der US-Kette A&P gekauft. (ap/ddp)