Hamburg. Probleme bei der Logistiktochter Schenker, gestiegene Personalkosten: Die Bahn hat im letzten Jahr offenbar so wenig Gewinn gemacht, dass am Ende gar nichts übrig bleiben könnte. Auch deshalb wächst der Widerstand gegen einen teuren Wechsel des CDU-Politikers Pofalla in den Vorstand des Unternehmens.
Die Deutsche Bahn hat nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" im vergangenen Jahr einen drastischen Profiteinbruch verzeichnet: Aufsichtsratskreisen zufolge erwirtschaftete der Konzern 2013 einen Vor-Steuer-Gewinn von rund 850 Millionen Euro, wie das Nachrichtenmagazin am Sonntag vorab berichtete. Das Ergebnis nach Steuern lag demnach bei 650 Millionen Euro, nicht einmal die Hälfte der 2012 verdienten 1,5 Milliarden Euro. Bahn-Chef Rüdiger Grube blickt den Angaben zufolge auf das mit Abstand schlechteste Ergebnis seiner fünfjährigen Amtszeit zurück. Endgültige Zahlen sollten aber erst im März vorgelegt werden.
Weil der Bund eine Dividende von 525 Millionen Euro verlange, müsse das Unternehmen voraussichtlich fast seinen kompletten Gewinn ausschütten, berichtete der "Spiegel" weiter. Ursprünglich sei ein Nach-Steuer-Gewinn von mehr als 1,6 Milliarden Euro angestrebt worden, doch hätten Probleme bei der Logistiktochter Schenker, gestiegene Person, Spiegelalkosten sowie höhere Rückstellungen das Ergebnis verhagelt.
Widerstand gegen "Vergrößerung des Vorstands" um Pofalla
Zur Diskussion um den Wechsel von Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) in den Bahn-Vorstand berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus", dass sich nicht nur im Arbeitnehmer-Lager, sondern auch auf der Kapitalseite Widerstand gegen die Personalie formiere. "Insbesondere in der gegenwärtigen Diskussion um Kostensenkungen und preisliche Wettbewerbsfähigkeit wäre eine weitere Vergrößerung des Vorstands nur für diese Funktion auch im Hinblick auf die damit verbundenen Kosten und die Wirkung auf die Mitarbeiter und die Öffentlichkeit fragwürdig", schrieb Bahn-Aufsichtsrat Heinrich Weiss laut "Focus" an das Präsidium des Bahn-Kontrollgremiums.
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Zum Vorstandsmitglied sollte nach Ansicht von Weiss offenbar nur bestellt werden, "wer in den betrieblichen Abläufen präsent und verwoben ist, und wer gewohnt ist, große und qualifizierte Mitarbeiterteams zu führen". Als Lösung schlug Weiss demnach vor, Pofalla die vorgesehene Aufgabe als Cheflobbyist in der Position eines "Generalbevollmächtigen" mit direkter Anbindung an Grube zu übertragen. In Deutschland wird die Debatte über eine Übergangsfrist für Politiker vor einem Wechsel in die Wirtschaft mit neuer Heftigkeit geführt, seit bekannt wurde, dass Pofalla zur Deutschen Bahn gehen könnte. Eine gesetzlich vorgeschriebene Karenzzeit existiert bislang nicht. (afp)