Berlin. Bahn und Lokführergewerkschaft verhandeln wieder, nachdem es im Januar fast nach Streik ausgesehen hatte. Bis zu einer Einigung scheint es noch ein weiter Weg zu sein. Die GDL fordert, dass das Einkommen der Lokführer bei Berufsunfähigkeit zu 100 Prozent sichert. Gestreikt wird zunächst nicht.
Im Tarifkonflikt um die berufliche Absicherung der Lokführer suchen Bahn und Lokführerwerkschaft GDL wieder am Verhandlungstisch nach einer Lösung. Nach rund vier Monaten trafen sich beide Seiten am Freitag in Berlin erstmals wieder zu einer Gesprächsrunde. Beide Verhandlungsführer erwarteten keine schnelle Einigung.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) beharrte auf ihrer Forderung nach einer gesonderten Versicherung, die das Einkommen der rund 20 000 Lokführer bei Berufsunfähigkeit zu 100 Prozent garantieren soll. Mit einer Streikdrohung hatte die GDL den Konflikt Anfang Januar eskalieren lassen.
Einkommensgarantie für traumatisierte Lokführer
Die Bahn legte daraufhin ein neues Angebot vor. Es enthält eine 100-prozentige Einkommensgarantie für Lokführer, die als Folge "traumatischer Ereignisse" ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Gemeint sind diejenigen, die mit einem Zug Selbstmörder überfahren haben.
Alle anderen sollen bei einem Berufswechsel aus Gesundheitsgründen mindestens 80 Prozent ihres vorherigen Lohns bekommen, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Wegen der komplexen Materie rechne er nicht mit einem raschen Tarifabschluss. Er hoffe, dass zumindest weitere Verhandlungstermine vereinbart werden könnten.
GDL hält Angebot für Mogelpackung
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte zum Auftakt der Gespräche, man sei noch nicht nah an einer Verständigung. Das jüngste Angebot der Bahn sei "ein Stück weit eine Mogelpackung". Einen Fragenkatalog der GDL dazu habe die Bahn nicht beantwortet. Der GDL wolle auch per Tarifregelung verhindern, dass Lokführer bundesweit versetzt werden können.
Weselsky machte deutlich, dass seine Gewerkschaft selbst bei einem unbefriedigenden Verlauf der Gespräche nicht unmittelbar zum Streik aufrufen wolle: "Wir werden nicht ohne Weiteres in einen Streik eintreten", sagte er. Nach dem Treffen vom Freitag werde man zunächst in den Gremien über den Stand beraten. (dpa)