Frankfurt/Main. . Immer mehr Mitarbeiter der Deutschen Bahn klagen darüber, dass sie nicht mehr pünktlich Feierabend machen können. Insgesamt hätten sich 6,4 Millionen Überstunden angesammelt. Der Stress durch die Überstunden belaste sie, sagt ein Gewerkschaftssprecher.
Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn schieben nach Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einen wachsenden Berg von Überstunden vor sich her. "Mitarbeiter müssen Millionen von Überstunden leisten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten", sagte der stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel am Mittwoch in Berlin.
Insgesamt hätten sich 6,4 Millionen Überstunden angesammelt. Davon entfielen 2,8 Millionen auf 57.000 Mitarbeiter des Personenverkehrs der Bahn AG. Das seien pro Kopf 49 Überstunden.
Hommel warf der Deutschen Bahn und auch mit ihr konkurrierenden Eisenbahnen eine fehlerhafte Personalplanung vor. Überstundenberge gebe es auch bei Konkurrenten der Bahn, erklärte er. Wegen des Personalmangels komme es immer häufiger vor, dass S-Bahnen, Regional- oder Güterzüge einfach stehen blieben, weil der Lokführer fehle oder ein Stellwerk nicht besetzt sei.
Züge fallen wegen Personalmangels aus
Ein EVG-Sprecher nannte als Beispiele für derartige Folgen der Personalnot den ausgedünnten S-Bahn-Verkehr in Berlin oder den Ersatz von Zügen durch Busse im Raum Mainz-Wiesbaden. Ausfälle von Zügen wegen Personalmangel seien mittlerweile ein bundesweites Phänomen. "Auch fertig zusammengestellte Güterzüge können häufig nicht losfahren, weil einfach der Lokführer fehlt", sagte EVG-Sprecher Uwe Reitz.
Der stellvertretende EVG-Vorsitzende Hommel verwies zudem auf das hohe Durchschnittsalter der Bahn-Beschäftigten. Derzeit seien 53 Prozent der Mitarbeiter der Bahn AG älter als 50 Jahre. Dadurch drohe sich der Mitarbeitermangel in den kommenden Jahren zu verschärfen. Es räche sich, dass in den vergangenen Jahren nur rationalisiert worden sei.
Immer mehr Bahnmitarbeiter melden sich krank
Mangels personeller Reserven führen viele Verkehrsunternehmen auf Verschleiß, bemängelte Hommel weiter. Durch hohe Belastungen und Arbeitsverdichtung steige zudem der Krankenstand, was die Probleme weiter verschärfe. Auch EVG-Vorstandsmitglied Reiner Bieck sagte, die Belastung habe ein bedrohliches Ausmaß angenommen. Die steigende Belastung drücke die Stimmung der Mitarbeiter und gehe an die Substanz, sagte er der "Frankfurter Rundschau".
Eine Bahn-Sprecherin sagte der Zeitung, der Konzern stelle so viel Personal ein wie lange nicht mehr. Allein im vergangenen Jahr seien es im Inland 10.000 Mitarbeiter gewesen, davon rund 2.000 im Personenverkehr. Die Bahn nehme Themen wie Arbeitszeit und Gesundheitsförderung sehr ernst, erklärte die Sprecherin. (dapd)