Berlin. Gefährdet die Einführung des Zahlungssystems Sepa die Liquidität von Unternehmen? Wirtschaftsexperten warnen vor Problemen, wenn Überweisungen im alten Format gesperrt werden und ausbleiben. Das könne zu längeren Zahlungsausfällen und damit zu Firmenpleiten und Verbraucherinsolvenzen führen.

Experten warnen vor Firmenpleiten durch die bevorstehende Einführung des einheitlichen europäischen Zahlungssystems Sepa. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Bürgel ist vielen Unternehmen nicht bewusst, dass sie kein Geld mehr per Lastschrift mit dem alten Verfahren einziehen können, wenn sie nicht die Umstellung vorbereiten.

"Es kann zu Beeinträchtigungen innerhalb der Liquiditätsversorgung bei den Unternehmen kommen, wodurch im schlimmsten Fall sogar eine Insolvenz droht", erklärte Bürgel-Geschäftsführer Norbert Sellin am Mittwoch. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Starttermin um ein halbes Jahr auf Anfang August zu verschieben, weil in einigen Ländern noch zu wenig für die Umstellung getan worden sei.

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Rückgang der Firmenpleiten erwartet

Bürgel rechnet für dieses Jahr trotz des erwarteten Aufschwungs nur noch mit einem leichten Rückgang der Firmenpleiten in Deutschland. 2013 gingen sie um 9,7 Prozent auf 26.733 zurück, 2014 soll die Zahl auf 26.200 fallen. Zu den Risiken gehöre auch die wacklige Konjunktur in einigen Euro-Ländern. Durch Firmeninsolvenzen entstünden für Unternehmen und Gläubiger jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe, erklärte Bürgel. In Deutschland summierten sie sich den Angaben zufolge 2013 auf rund 26,5 Milliarden Euro.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft unterdessen sieht die Unternehmen gut gerüstet für schlechtere Zeiten. Sie hätten heute mehr Eigenkapital als früher und können damit Durststrecken besser durchstehen. Seien früher im Schnitt Eigenkapitalquoten von weniger als 20 Prozent der Bilanzsumme die Regel gewesen, so seien es mittlerweile 27 Prozent. (rtr)