Hamburg. Frauen verdienen weniger als Männer, Frauen arbeiten seltener in Führungsjob. Warum? Es gibt zu wenig Betreuungspläte für Kinder, heißt es oft. Eine Expertin widerspricht: Die Frauen sind schuld, sagt sie. Sie würden zu lang bei ihren Kindern bleiben und sich damit um berufliche Chancen bringen.
Mütter in Deutschland machen nach Meinung einer Expertin zu lange Babypause. Damit behinderten sie ihre Karriere und zementierten ihre Lohnlücke zu den männlichen Kollegen, sagte die Forschungsdirektorin am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut, Christina Boll, der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Im Vergleich zu Frauen in anderen europäischen Ländern arbeiteten Mütter in Deutschland oft noch Teilzeit, wenn ihre Kinder bereits weiterführende Schulen besuchten, sagte die promovierte Volkswirtin. "Das liegt nicht nur an den fehlenden Betreuungseinrichtungen, sondern auch an den Frauen selbst", erklärte Boll. "Gerade bei Akademikerinnen ist das bürgerliche Ideal von der Frau, die es nicht nötig hat zu arbeiten, erstaunlich weit verbreitet".
"Führungsjob mit 30 Wochenstunden geht nicht"
Anders als in Skandinavien verließen sich in Deutschland noch immer viele Mütter auf den Partner als Ernährer. "Sie geben sich mit geringeren Gehältern zufrieden und bedenken nicht, dass diese Lücke durch Teilzeitjobs immer größer wird", sagte Boll. "Die gut ausgebaute Betreuungsinfrastruktur bei unseren nördlichen Nachbarn spiegelt letztlich nur das andere Selbstverständnis der Frauen wider, die für sich selbst finanzielle Verantwortung übernehmen", sagte sie.
"Man muss in einer Führungsposition nicht rund um die Uhr im Büro sitzen, aber mit 25 oder 30 Wochenstunden geht das nicht", so Boll. "Als meine Kinder klein waren, habe ich viel abends und am Wochenende gearbeitet. Auch das ist in Skandinavien bei Eltern in Führungspositionen durchaus üblich", sagte sie. Boll hat drei Kinder im Alter von 9, 13 und 15 Jahren. (dpa)