Bonn. . Auch die Deutsche Post testet den Transport mit der Drohne. Im Wettbewerb der Logistik-Dienstleister kommt es auf Minuten an. Vor allem in den USA haben die Branchenriesen darauf bereits reagiert.
Waren mit automatischen Mini-Drohnen zustellen? Auf den ersten Blick klingt das tatsächlich wie ein Aprilscherz. Deshalb haben viele auch gelacht, als Amazon-Chef Jeff Bezos letzte Woche seine Pläne dazu vorstellte. Nur bei der Deutschen Post werden sie wahrscheinlich nicht einmal gelächelt haben.
Weil Amazon eher selten scherzt. Vor allem aber, weil die Post seit Montag in Bonn etwas Ähnliches testet. Die Logistik-Branche steht nämlich vor der vielleicht größten Herausforderung der letzten Jahre. Es geht um die Geschwindigkeit, mit der Ware ausgeliefert wird. Und dabei geht es nicht mehr um Tage, es geht um Stunden. Und um ganz viel Geld.
SDL: „Same Day Delivery“ – Auslieferung am Tag der Bestellung
Denn statt sich durch überfüllte Fußgängerzonen zu quetschen, kaufen immer mehr Nutzer im Netz ein und lassen sich die Ware zusenden. Von Amazon, Ebay oder den Hunderttausenden kleinen Händlern, die Seiten der beiden Online-Giganten gegen Gebühr als Verkaufsplattform nutzen. Preislich gibt es bei Neuware meist kaum Unterschiede. Bleibt nur der Transport, um den Endkunden zu sich holen.
Auch interessant
Preiswert soll die Lieferung sein, vor allem aber schnell. SDL heißt das. Same Day Delivery – Auslieferung am Tag der Bestellung. „Die Erwartungen der Onlinekunden an den Service seien dramatisch gestiegen, sagt Devin Wenig, Chef der Handelssparte von Ebay. Und nach einer Studie der britischen Royal Mail empfinden 90 Prozent der Verbraucher das Thema „Lieferzeiten“ beim Online-Einkauf als „störend“.
Vor allem in den USA haben die Branchenriesen darauf bereits reagiert. In ausgewählten Großstädten bekommen Kunden die bestellte Ware manchmal bereits 90 Minuten nach Bestellung. Und auch in Deutschland können Kunden aus Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet Ware bei Amazon oder angeschlossenen Geschäften morgens bis elf Uhr bestellen und bereits am Abend auspacken – natürlich nur gegen Aufpreis von 5 bis 13 Euro. Ebays Antwort darauf heißt „Now“ und soll 2014 auch in Deutschland verfügbar sein.
Giganten setzen auf unterschiedliche Strategien
Die Strategie der beiden Giganten ist dabei allerdings unterschiedlich. Während Ebay auf Software setzt, die Wege optimiert und existierende lokale Lieferdienste einbindet, will Amazon, das weltweit über zahlreiche Regionallager verfügt, auch nicht ausschließen, eigene Lieferflotten aufzubauen.
Angesichts von angeblich bis zu zwei Millionen Päckchen und Paketen, die der Online-Händler angeblich an guten Tagen verschickt, dürften solche Pläne bei der Post die Alarmglocken schrillen lassen – auch wenn das offiziell niemand zugibt.
Stattdessen verweist Postsprecher Achim Gahr auf die neuen „mechanisierten Zustellbasen“, von denen es mit Bochum, Neuss und Dinslaken bereits drei Stück in NRW gibt. „Dadurch erreichen wir eine noch schnellere Auslieferung an den Kunden.“ SDL gibt es bei der Post natürlich auch schon, dürfte bei Preisen von 65 Euro plus Kilometergeld für den Alltag eher von mäßigem Interesse sein.
Wer nicht in der Großstadt wohnt, hat schlechte Karten
Und wer nicht in der Großstadt wohnt, hat ohnehin schlechte Karten, egal bei welchem Lieferdienst. Eine Lieferung am selben Tag, hat Martin Frommhold, Sprecher des Hermes-Paketdienstes, schon vor einiger Zeit gesagt, sei „in ländlichen Gebieten kaum betriebswirtschaftlich zu realisieren“, denn: „Der Investitionsaufwand für die erforderlichen logistischen Kapazitäten und Standorte ist enorm.“
Also doch die Drohnen? Aber da winkt selbst die Post noch ab. Ein Test sei der fliegende Versand, heißt es im Konzern. Nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich begrenzt. Zur Probe werden in Bonn derzeit Arzneimittel transportiert. Von einer Rheinseite auf die andere.