Essen. . „Ich bin nicht mehr der Bischof der Bergarbeiter, die gibt es doch kaum noch.“ Mit diesem Satz hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck Wirbel ausgelöst. Nun geht Overbeck auf die Bergleute zu. Kurz vor Weihnachten wird er in der Bottroper Zeche Prosper-Haniel zu einer Grubenfahrt erwartet.
Nach seinen umstrittenen Äußerungen über den Bergbau im Revier geht Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck auf die Arbeiter in den Zechen zu. Wenige Tage vor Weihnachten – am 16. Dezember – wird Overbeck in der Bottroper Zeche Prosper-Haniel zu einer Grubenfahrt erwartet. Gerade mit Blick auf das Ende der Steinkohlenförderung im Jahr 2018 wolle sich Overbeck „über die Folgen des damit verbundenen massiven Arbeitsplatzabbaus informieren“, teilte das Bistum in Essen mit.
Overbeck hatte in einem Gespräch mit unserer Mediengruppe die Tradition des Ruhrbischofs als Arbeiterbischof für beendet erklärt. „Der Volkskatholizismus ist bis auf wenige Reste faktisch tot, und ich bin nicht mehr der Bischof der Bergarbeiter, die gibt es doch kaum noch“, sagte Overbeck. Mit Blick auf die jahrzehntelangen Kohlesubventionen kritisierte der Bischof, es sei in der Vergangenheit versäumt worden, „stärker in die Zukunft zu investieren“.
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Unternehmensspitze und Mitarbeiter der RAG warfen Overbeck daraufhin vor, „die Herzen unserer Belegschaftsmitglieder tief getroffen“ zu haben und baten um „ein öffentliches Zugehen auf unsere Bergleute“. Overbeck reagierte und erklärte, er sei „natürlich Bischof für alle“.
Tausende Arbeitsplätze der RAG fallen weg
Am Ende des Jahres zählte der Zechenkonzern RAG noch rund 14.500 Beschäftigte. 3000 Stellen seien in den vergangenen zwölf Monaten abgebaut worden, berichtete RAG-Chef Bernd Tönjes vor Journalisten. Weitere 2500 Arbeitsplätze fallen voraussichtlich im nächsten Jahr weg, kündigte er an.
Tönjes betonte, seit dem Jahr 2000 seien die Beihilfen halbiert worden. Im vergangenen Jahr habe der Steinkohlenbergbau noch staatliche Subventionen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro erhalten. Das entspreche gerade einmal 0,9 Prozent aller Subventionen in Deutschland.
„Der Strukturwandel hier ist ohne Beispiel“, sagte Tönjes. Dabei werde der Wandel sozialverträglich gestaltet. „Ohne Wasserwerfer auf den Straßen, ohne Tumulte.“ Der Arbeitsplatzabbau werde auch in Zukunft ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.
Rente mit 50 für Bergleute
Für die Beschäftigten im Bergbau gelten besondere Ruhestandsregeln: Wer 25 Jahre unter Tage gearbeitet hat, kann im Alter von 50 Jahren in Rente gehen. Für Beschäftigte über Tage liegt die Altersgrenze bei 57 Jahren. Jüngere Mitarbeiter werden von der RAG in neue Jobs vermittelt.
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Zwar endet die Steinkohlenförderung in Deutschland Ende 2018, damit löst sich aber nicht die RAG auf. Künftig will das Unternehmen unter anderem ein Geschäftsfeld für erneuerbare Energien aufbauen, ehemalige Zechengelände vermarkten und sich um die Beseitigung von Bergschäden kümmern.
Bergschäden beschäftigen die RAG
Wie aktuell das Thema ist, zeigt auch der Fall am Essener Hauptbahnhof. Durch Hohlräume unter der Erdoberfläche wird seit Tagen der Zugverkehr im Ruhrgebiet massiv behindert. Der Schacht, der nun mit Beton gefüllt wird, gehöre allerdings nicht zur RAG, erklärte Tönjes.
„500 Meter weiter östlich wäre die RAG zuständig gewesen.“ Womöglich handelt es sich um einen Schacht, der vor langer Zeit durch illegalen Bergbau entstanden ist. Insofern könnte das Land NRW auf den Kosten für die Sicherung des Areals sitzen bleiben.
Die RAG hat allein in diesem Jahr rund 300 Millionen Euro in die Hand genommen, um alte Schächte zu sichern und Bergschäden zu beseitigen. Für diesen Bereich hat die RAG insgesamt vier Milliarden Euro an Rückstellungen gebildet. Hinzu sollen 18 Milliarden Euro der RAG-Stiftung kommen, um für alle Zeiten das Grubenwasser unter Kontrolle zu bringen und das Grundwasser sauber zu halten. Tönjes hat keine Zweifel: „Die RAG wird es noch sehr, sehr lange geben.“