Leipzig. Durch Fehler in der Abrechnungs-Software ist dem Gesundheitsfonds ein Milliarden-Schaden entstanden. Nach am Dienstag vorab veröffentlichten Recherchen des ARD-Magazins "Plusminus" gehe es um 2,5 Millionen Codierungsfehler pro Quartal. Laut Bundesversicherungsamt sei der Schaden gering.
Softwarefehler bescheren den Krankenkassen möglicherweise ungerechtfertigt Geld in Milliardenhöhe aus dem Gesundheitsfonds. Weil Abrechnungssysteme Patienten automatisch nicht vorhandene Krankheiten zuordnen, erhalten die Kassen Geld für Behandlungen, die nicht stattfinden, wie das ARD-Wirtschaftsmagazin «Plusminus» am Dienstag vorab berichtete. Zudem würden eingegebene Daten nicht automatisch auf Plausibilität geprüft, um Fehler oder Manipulation aufzuspüren, hieß es. Nach Schätzungen des Gesundheitsökonomen Stefan Sell entsteht dadurch ein Schaden von bis zu zehn Milliarden Euro bei den Versicherten.
HIV-Infektion angedichtet
Einer der EDV-Fehler liegt dem Magazin zufolge in der Abrechnungssoftware für Augenärzte. Sie ordnet Patienten automatisch einen Code für eine nicht vorhandene HIV-Infizierung zu. Allein im ersten Quartal dieses Jahres habe es rund 3200 Fälle in NRW gegeben, bundesweit werde die Zahl auf mehrere Zehntausend geschätzt, berichtete das Magazin. Allein dadurch erhielten die Krankenkassen nach Hochrechnungen von Gesundheitsexperten insgesamt etwa 160 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr.
Statistisch gesehen gibt es nach Angaben von Sell in jedem Quartal 2,5 Millionen Codierungsfehler mit verschiedenen Ursachen im Abrechnungssystem. Eine Plausibilitätsprüfung - wie sie der Gesundheitsfonds vorschreibt - könnte die Fehlerquote jedoch minimieren.« Nach Firmenangaben ist der konkrete Fehler bei den Augenärzten mittlerweile behoben.
Das Bundesversicherungsamt könnte nun die zu unrecht geflossenen Gelder von den Kassen zurückfordern. Dort sehe man derzeit jedoch keinen Handlungsbedarf, berichtet das Magazin. Ein Sprecher erklärte laut Bericht: »Der Schaden hält sich in Grenzen. Da offenbar alle Kassen profitiert haben, ist es ein Nullsummenspiel." (ddp)