Bonn/Berlin. Die Berichte über die NSA-Überwachung könnten das Internet spalten. Die Deutsche Telekom zimmert eine Allianz für ein Netz zusammen, in dem Daten Deutschland oder Europa nicht verlassen sollen. Ein neu entwickelter Sicherheitsfilter soll Unternehmen zusätzlich besser vor Cyberangriffen schützen.
Die Deutsche Telekom versucht nach der NSA-Spionageaffäre aktiv, ein innerdeutsches Internet auf die Beine zu stellen. "Es laufen Gespräche mit diversen möglichen Partnern", sagte ein Telekom-Sprecher der dpa am Sonntag und bestätigte einen Bericht des Magazins "Der Spiegel". Es gehe dabei zum Beispiel um Netzbetreiber, deren Unterstützung für ein solches Projekt notwendig wäre. Zum Stand der Gespräche äußerte sich der Sprecher nicht.
Vor allem nach Bekanntwerden der weitreichenden Internet-Überwachung durch die NSA kamen immer mehr Gedankenspiele für ein innerdeutsches oder europäisches Internet auf. Die Idee dabei ist, dass der Datenverkehr zwischen Punkten in Deutschland oder Europa nicht die regionalen Grenzen verlassen soll. In Europa wurde zum Beispiel ein "Schengen-Routing" mit Ländern des freien Grenzverkehrs ins Gespräch gebracht. Dabei bliebe Großbritannien außen vor, wo der Geheimdienst GHCQ gemeinsam mit der NSA in großem Stil Daten aus Glasfaser-Leitungen abfischen soll. Derzeit können die Daten zum Teil über verschiedene Kontinente fließen.
Telekom hofft auf Unterstützung von Bundesregierung
Wie weit die Umsetzung dieser Überlegungen vorangekommen ist, bleibt bisher unklar. Es müssten viele Probleme geklärt werden, die von rechtlichen Fragen bis zu geschäftlichen Grundlagen reichen. Die Telekom hofft dem "Spiegel" zufolge auch auf Unterstützung durch die neue Bundesregierung. Laut Konzernmanagern seien die technischen Vorbereitungen weniger aufwendig als bisher gedacht. Bisher gibt es bereits das Projekt "E-Mail made in Germany", bei dem die Deutschen Telekom, United Internet (Web.de und GMX) sowie Freenet die Nachrichten in nationalen Grenzen fließen lassen wollen.
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Zudem geht ein von der Telekom und anderen deutschen Herstellern entwickelter Sicherheitsfilter an den Start, der Unternehmen vor Cyberangriffen schützen. Das Produkt "Clean Pipe" richte sich an Geschäftskunden und biete einen Schutzschild gegen alle elementaren Bedrohungen aus dem Internet, sagte ein Telekom-Sprecher am Samstag und bestätigte einen Bericht der "Wirtschaftswoche". Sensible Komponenten vom Internet-Router bis zum Cloud Computing stammten von deutschen Anbietern. Es gehe vor allem um die Abwehr von Wirtschaftsspionage und allgemeiner Internetkriminalität.
Die Telekom habe "Clean Pipe" zusammen mit dem Unternehmen Lancom Systems (Würselen bei Aachen) entwickelt, das auf Hochsicherheit spezialisiert ist und Hochgeschwindigkeitsrouter baut. Der Sicherheitsfilter werde derzeit von Pilotkunden getestet. Vorgestellt werde er an diesem Montag in Bonn bei dem von der Telekom organisierten IT-Sicherheitsgipfel, der offizielle Marktstart solle bei der CeBIT 2014 sein. (dpa)