New York. . Der Kurznachrichtendienst Twitter wird an diesem Donnerstag erstmals an der Börse gehandelt - und hat zumindest vor dem Start den Aktienkurs beflügelt: Für 26 Dollar wird das Twitter-Papier aufgerufen. Insgesamt könnte der US-Kurznachrichtendienst so mehr als zwei Milliarden Dollar in die Kasse gespült bekommen.
Wenige Stunden vor seinem Börsengang hat der Online-Kurzmitteilungsdienst Twitter den Ausgabepreis für die Aktien auf 26 Dollar (19,23 Euro) festgesetzt. Die Wertpapiere würden am Donnerstag an der New Yorker Börse NYSE unter dem Symbol "TWTR" erstmals gehandelt, teilte das US-Unternehmen am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Die Gesamtbewertung des sozialen Netzwerks liegt bei 14,4 Milliarden Dollar.
Der Ausgabepreis deutet auf eine große Nachfrage nach den Twitter-Aktien hin: Das Unternehmen verlangt für seine Anteilsscheine mehr als die 23 bis 25 Dollar, die im Vorfeld als Preisspanne anvisiert worden waren. Berichte der Zeitung "Wall Street Journal" und des Finanznachrichtensenders CNBC, die sogar mit einem Emissionspreis von 27 Dollar gerechnet hatten, bewahrheiteten sich aber nicht.
Twitter will 70 Millionen Aktien auf den Markt werfen
Twitter will den Angaben zufolge zunächst 70 Millionen Anteilsscheine anbieten. Bei entsprechender Nachfrage behält sich das in San Francisco ansässige Unternehmen die Ausgabe von 10,5 Millionen weiteren Aktien binnen 30 Tagen vor. Der Gang an die Börse könnte Twitter damit Einnahmen zwischen 1,82 und 2,1 Milliarden Dollar bescheren.
Das Unternehmen hatte im September bei der US-Börsenaufsicht SEC die Neuemission angemeldet und den Antrag seitdem laufend aktualisiert. Twitters Börsendebüt wird in der Technologiebranche mit ähnlicher Spannung erwartet wie das von Facebook im Mai vergangenen Jahres. Twitters Gang an die Börse fällt aber um einiges kleiner aus: Facebook hatte damals 16 Milliarden Dollar eingesammelt.
Anders als Facebook machte Twitter einen Bogen um die Technologiebörse Nasdaq und wählte die NYSE als Handelsplatz aus. Hintergrund sind technische Pannen bei der Facebook-Neuemission, die als eine Ursache dafür gelten, warum der Aktienkurs des sozialen Online-Netzwerks zunächst stark abstürzte. Mittlerweile hat sich der Facebook-Kurs aber wieder berappelt und liegt deutlich über dem Ausgabepreis.
Unterm Strich macht Twitter - noch? - Verluste
Das 2006 gegründete Twitter ist eines der am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerke im Internet und hat nach eigenen Angaben mehr als 230 Millionen aktive Nutzer weltweit. Die Twitter-Nutzer können sich untereinander vernetzen und Kurzmitteilungen verschicken. Diese sogenannten Tweets dürfen maximal 140 Zeichen lang sein. Oft werden dabei auch Verlinkungen zu Webseiten, Fotos oder anderen Dokumenten versendet.
Die Plattform, die anfangs als Netzwerk zum Austausch von Belanglosigkeiten belächelt wurde, hat in den vergangenen Jahren stark an politischer und gesellschaftlicher Relevanz gewonnen. Die Demonstranten in der arabischen Welt nutzten Twitter, um die staatliche Zensur zu umgehen und ihre Aktivitäten zu koordinieren. Vor allem in den USA treten Politiker über das Netzwerk direkt mit Wählern in Kontakt, Behörden verschicken über Twitter Mitteilungen.
Auch in der Unterhaltungsbranche erfreut sich Twitter großer Beliebtheit. Viele Sänger und Schauspieler wenden sich über die Kommunikationsplattform an ihre Fans. Der kanadische Teeniestar Justin Bieber und die US-Popqueen Katy Perry haben der Webseite twittercounter.com zufolge mehr als 46 Millionen "Follower", also Nutzer, die ihre Mitteilungen verfolgen.
Wie viele Internetfirmen ist auch Twitter stark von Anzeigenerlösen abhängig. Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres auf 422 Millionen Dollar - mehr als doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum 2012. Unter dem Strich stand bei Twitter von Januar bis September 2013 aber ein Verlust von 134 Millionen Dollar. (afp)