Bottrop. . 4,5 Milliarden Euro fließen bis 2020 in den Emscher-Umbau. Laut einer RWI-Studie sichert die Investition 1400 Arbeitsplätze und ein Steueraufkommen von 1,1 Milliarden Euro. Nach Einschätzung der Wissenschaftler könnten aber auch Mieten und Immobilien-Preise steigen.
Mit einem gewaltigen Investitionsvolumen von mehr als 4,5 Milliarden Euro soll zwischen Dinslaken und Dortmund das neue Emschertal entstehen. Damit verschwindet nicht nur das Abwasser im Kanal. Der Emscher-Umbau bringt nach einer Analyse des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) auch beachtliche ökonomische Effekte mit sich. Mieten und Immobilienpreise bleiben trotz der Aufwertung der Wohngebiete derzeit noch stabil. Das könnte sich nach Einschätzung der Wissenschaftler aber ändern.
Der RWI-Studie zufolge werden im Zeitraum des Umbaus der Emscher von 1991 bis 2020 rund 1400 Arbeitsplätze gesichert oder neu geschaffen. Das Institut rechnet mit indirekten Produktionseffekten von fast zwölf Milliarden Euro. Die meisten Aufträge wurden an Unternehmen in Deutschland vergeben, auch wenn sie meist europaweit ausgeschrieben waren.
Staat profitiert
Vom Emscher-Umbau profitiert aber auch der Staat: Das RWI beziffert das bundesweite Steueraufkommen auf 1,1 Milliarden Euro. Rund 91 Millionen Euro davon verbleiben demnach in NRW. Etwa 29 Millionen Euro fließen in die Kassen der NRW-Kommunen. Sie dürften laut RWI mindestens 50 Millionen Euro mehr Steuern einnehmen.
Erstmals gibt es nun auch eine wissenschaftliche Einschätzung, wie sich der Emscher-Umbau auf die Lebensqualität auswirken könnte. Während die Immobilien-Preise längs der noch nicht renaturierten Emscher laut RWI seit 2007 zum Teil stark gesunken sind, blieben sie in Dortmund und Holzwickede stabil.
Dort ist der Emscher-Umbau bereits deutlich sichtbar und trägt nach Einschätzung der Wissenschaftler zur höheren Wohnqualität bei. Einen direkten Einfluss des Emscher-Umbaus auf das Immobilien-Preisgefüge sieht das RWI indes nicht.
Vorsichtige Prognose
„Die Mieten wurden vom Emscher-Umbau bislang weitgehend nicht beeinflusst“, sagte gestern RWI-Vizepräsident Thomas Bauer. Nach Zahlen des Internetportals Immobilienscout24 sind die Mieten im neuen Emschertal, das von dem milliardenschweren Umbau profitiert, seit 2007 um 3,2 Prozent gestiegen, in der sonstigen Emscher-Region nur um 2,7 Prozent, aber etwas geringer als im Ruhrtal (3,5 Prozent) und im Gebiet zwischen Emscher und Ruhr (3,9 Prozent).
Bei Kauf-Immobilien zeigte der Trend indes deutlich nach unten: Die Preise für zum Verkauf angebotene Wohnungen sanken um sieben Prozent, während im Gebiet zwischen Emscher und Ruhr sowie im Ruhrtal keine deutlichen Veränderungen festzustellen waren.
Landesregierung zufrieden
Die Experten zeigen sich vorsichtig, wie sich die aufgewertete Emscher-Region auf den Immobilienmarkt auswirkt: „In Dortmund gibt es ein Indiz, dass die Preise steigen könnten“, sagt Jochen Stemplewski, Chef der Emschergenossenschaft, die den Umbau des Flusses finanziert. Thomas Bauer vom RWI sieht Preissteigerungen bei Mieten und Immobilien an Emscher-Standorten voraus, wenn die Kommunen parallel in die Infrastruktur wie Schulen investieren.
Die Landesregierung zeigt sich mit dem Umbau der Emscher zufrieden: „Großprojekte in NRW gehen und laufen zeitlich und kostenmäßig nicht aus dem Ruder“, sagte Michael Henze, Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium, im Hinblick auf den floppenden Hauptstadtflughafen oder das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. Zufrieden ist auch die Bauwirtschaft: „Für unsere Unternehmen sind Infrastrukturprojekte wie der Emscher-Umbau existenziell“, so NRW-Bauindustriepräsident Martin Schlegel.