Hamburg/Kirkel. . Die Insolvenz der Baumarktkette Praktiker wird für Anleger teuer. Sie müssen wahrscheinlich mit einem Totalverlust ihres Geldes rechnen, teilte jetzt der Insolvenzverwalter mit. Unterdessen hofft der Betriebsrat der Praktiker-Tochter “Max Bahr“, dass die Kette doch noch eine Zukunft hat.

Das Fachwort heißt "Masseunzulänglichkeit": Gläubiger der insolventen Praktiker AG werden ihr Geld mutmaßlich nicht wiedersehen. Aus der Insolvenzmasse seien nur noch die Verfahrenskosten gedeckt, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des Anwalts der Anleihegläubiger. Weitere Verbindlichkeiten könnten nicht erfüllt werden. Der Anwalt gab bekannt, seine Arbeit daher vorläufig eingestellt zu haben.

Die Unternehmensanleihe über 250 Millionen Euro wurde 2011 aufgelegt und sollte bis 2016 laufen. Der Zinssatz lag bei 5,875 Prozent. Die Anleihe wurde aber seit Beginn der Insolvenz nicht mehr bedient. Gezeichnet wurde sie von Hedge-Fonds, institutionellen Investoren und Kleinanlegern. Die Baumarktkette Praktiker und ihre Tochter Max Bahr hatten im Juli Insolvenz angemeldet.

Von den fehlenden Mitteln könnten auch die Beschäftigten in der Konzernzentrale von Praktiker betroffen sein. Der zuständige Insolvenzverwalter Udo Gröner war am Donnerstag zunächst nicht erreichbar. Gegenwärtig verhandeln die Insolvenzverwalter die Übernahme der rund 130 Max-Bahr-Märkte.

Betriebsrat sieht Hoffnungsschimmer für Max Bahr, Hellweg und Globus

Der Betriebsrat der insolventen Baumarktkette Max Bahr sieht Chancen für eine Fortführung des Unternehmens. "Wir haben wieder etwas berechtigte Hoffnung, dass es mit Max Bahr weitergehen wird", sagte Gesamtbetriebsratschef Ulrich Kruse der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Mit der saarländischen Supermarkt- und Baumarktkette Globus und dem Konsortium um die Baumarktkette Hellweg gebe es nach wie vor zwei Bieter. Zwischenzeitlich waren Zweifel aufgekommen, ob Globus noch im Rennen ist.

Sollten sich die Erwartungen des Betriebsrats erfüllen, könnte Max Bahr dem Schicksal der Schwestermarke Praktiker entgehen, die derzeit abgewickelt wird, weil sich kein Käufer fand. Allerdings sei noch völlig offen, wie viele Märkte fortgeführt werden könnten und welche Teile der Unternehmenszentrale erhalten bleiben könnten, sagte Kruse.

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Am Donnerstag berieten die Gläubiger von Max Bahr über den Verkaufsprozess. Hellweg und Globus sind früheren Informationen zufolge bereit, alle 74 angestammten Max-Bahr-Filialen zu sowie rund 30 der 50 ehemaligen Praktiker-Baumärkte zu übernehmen, die noch vor der Insolvenz auf die Marke "Max Bahr" umgestellt worden waren. Dazu kämen jeweils rund 15 Praktiker-Märkte, die sie auf die eigene Marken umstellen wollten. Die in St. Wendel ansässige Globus betreibt 79 Baumärkte unter den Markennamen Globus und Hela, Hellweg hat in Deutschland 85 Filialen. Sie hatte sich für Max Bahr mit dem Einkaufsbüro deutscher Eisenhändler und dem Unternehmer Dirk Möhrle zusammengetan. (dpa/rtr)