Essen. Die Deutsche Bahn testet elektronische Reisezentren für Vororte und ländlichen Raum. Dort können sich die Kunden künftig auf einen Tastendruck hin per Bildschirm mit einem Bahnmitarbeiter verbinden lassen. So soll der Service für die Kunden besser werden.

Die Bahn AG plant die Einrichtung von Video-Reisezentren. Dort können sich die Kunden künftig auf einen Tastendruck hin per Bildschirm mit einem Bahnmitarbeiter verbinden lassen. Dieser arbeitet in einer Telefonzentrale mit Kamera und Mikrofon, gibt live Informationen und beantwortet Fragen persönlich. Die Fahrgäste können unter seiner Anleitung am Automaten Bahntickets kaufen und diese per Karte oder bar bezahlen.

Das Staatsunternehmen testet die Neuerung derzeit an fünf Bahnhöfen der Schwarzwald- und Höllentalbahn in Baden-Württemberg auf technische Belastbarkeit und Kundenreaktionen.

Das Ziel: Bei einem positiven Ausgang des Versuchs sollen Video-Reisezentren kleinere konventionelle Reisezentren mit beschränkten Öffnungszeiten und ältere Fahrkartenschalter vor allem auf ländlich gelegenen Bahnhöfen und in Vororten ersetzen.

Bahn rechnet mit Einsparungen

Die Bahn geht davon aus, dass sie selbst Kosten spart und die Öffnungs- und Servicezeiten für die Kunden „teilweise verdoppeln“ kann. Die Telefonzentralen sollen in der Region angesiedelt bleiben, damit die Berater die regionalen Besonderheiten kennen. Erste Kundenreaktionen in der Testregion seien überaus positiv, sagte eine Bahn-Sprecherin dieser Zeitung.

Der Sprecher der Bahnkunden-Organisation Pro Bahn in NRW, Lothar Ebbers, begrüßt die Pläne. „Das würde zeigen, dass die Bahn nicht nur auf den Verkauf im Internet und an Automaten setzt, sondern auch das Beratungsgespräch wieder ermöglicht“, sagte er dieser Zeitung.

Ebbers wies aber gleichzeitig darauf hin, dass der Staatskonzern derzeit private Agenturen, an die der Ticketverkauf zum Beispiel am Niederrhein ausgelagert sei, massiv unter Druck setze, um für sich günstigere Konditionen auszuhandeln. Das könne am Ende dazu führen, dass diese Verkaufsstellen durch die Videosysteme ersetzt würden.

Weniger Verkaufsstellen in der Fläche

Die Bahn spricht von einem „immer schwieriger werdenden personenbedingten Verkauf in der Fläche“. Über die bisherigen Reisezentren rechnet er sich oft nicht mehr. Wurden hier 2005 noch 37 Prozent des Umsatzes gemacht, sind es heute noch 20 Prozent, Tendenz sinkend. Dafür werden 26 Prozent übers Internet abgewickelt (2005: 7,9 Prozent) und 28,2 Prozent über Automaten, deren Anteil vor sieben Jahren bei 22,2 Prozent lag.

Zudem fallen auch Beratung und Fahrkartenverkauf durch Fahrdienstleiter auf kleinen Bahnhöfen weg, weil dort die Stellwerke automatisiert werden.