Düsseldorf/Köln. . Der Verkauf der Kaufhaus-Kette Kaufhof liegt für den Düsseldorfer Handelsriesen Metro offenbar nicht mehr auf Eis. Metro-Chef Koch sieht laut einem Medienbericht die Aussichten nun wieder günstig, sich von der Kaufhof zu trennen. Grund dafür sei die Übernahme von Karstadt-Häusern durch den österreichischen Investor Benko.
Metro-Chef Olaf Koch hofft auf einen guten Preis für die zum Verkauf stehende Warenhauskette Kaufhof. "Kaufhof ist deutlich mehr wert als im Frühjahr 2012, als wir Gespräche über einen Verkauf geführt hatten, weil sich das Unternehmen fantastisch entwickelt hat", sagte Koch der "WirtschaftsWoche" laut einem Vorabbericht.
Trotzdem will er die Kette nicht behalten: "Das Warenhausgeschäft lässt sich nicht im gleichen Maße internationalisieren wie Großhandel oder Elektronikgeschäft." Die Kapitalrenditen seien wesentlich niedriger. Einer Fusion von Kaufhof mit dem Rivalen Karstadt will der Metro-Chef aber nicht das Wort reden. "Wir sehen derzeit keine Veranlassung, uns damit zu beschäftigen", sagte er dem Magazin.
Koch hatte den Kaufhof-Verkauf nach der Übernahme des Metro-Chefpostens auf Eis gelegt - doch inzwischen hat sich die Lage geändert: Der österreichische Immobilieninvestor Rene Benko ist ins deutsche Warenhausgeschäft eingestiegen. Benkos Deal mit Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hat Spekulationen über eine "Warenhaus AG" aus Karstadt und Kaufhof angeheizt. Benko hatte 2011 vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen.
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Nun hat der Österreicher die Luxus-Filialen und Sport-Häuser des angeschlagenen Karstadt-Konzerns übernommen - von Berggruen, der den Traditionskonzern 2010 aus der Insolvenz holte. Planspiele für einen "Karhof" gab es schon häufiger: Kaufhof könnte Karstadt schlucken oder ein dritter Investor die beiden Warenhausriesen übernehmen. Und nach einem Umbau - Schließung unrentabler Filialen und Massenentlassungen - könnte der Konzern dann an die Börse gebracht werden. Zehntausende Beschäftigte müssten um ihren Job zittern.
Metro-Chef Koch lässt Dividende-Zahlung offen
In einem Fusionspoker hätte die Metro derzeit die besseren Karten, denn Karstadt geht es nicht besonders. Auch nach gut drei Jahren Berggruenscher Regentschaft ist die einst stolze Warenhauskette ein angeschlagener Riese. Rund 3,23 Milliarden Euro Umsatz standen im Geschäftsjahr 2010/11 noch in den Büchern, 2012/13 sind es nach Schätzungen des EHI Instituts noch ganze 2,70 Milliarden Euro.
Koch stellte in dem Interview in Aussicht, dass die Metro im am Montag endenden Rumpfgeschäftsjahr ihre Ziele erreicht hat: "Wir hatten im Vorfeld einen moderaten Umsatzanstieg bei einem etwas höheren Gewinn angekündigt und fühlen uns mit dieser Prognose weiterhin wohl." Dem operativen Ertrag vor Sonderfaktoren sollten Immobilien-Verkäufe auf die Sprünge helfen und ihn so über den Vorjahreswert von 706 Millionen Euro heben. Ob die Aktionäre für das Rumpfjahr eine Dividende bekommen, sei weiter offen.
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Koch hat der Metro einen Kulturwandel verordnet und will den Konzern nach der Spar-Ära seines Vorgängers Eckhard Cordes auf Umsatz trimmen. Dies will er etwa durch eine Preis- und Internetoffensive bei der Elektroniktochter Media-Saturn, mehr Service im deutschen Großhandelsgeschäft und ein verändertes Sortiment beim Warenhauskonzern Kaufhof erreichen. Randaktivitäten gab Koch hingegen ab, verkaufte das Osteuropa-Geschäft der Supermarktkette Real und zog einen Schlussstrich unter die verlustreichen Expansionspläne der Elektronikkette Media-Saturn in China. All dies kostet aber auch Geld und hinterlässt seine Spuren in der Bilanz.
Im Clinch liegt Koch mit den Gewerkschaften. Der Handelsmanager droht Verdi mit dem Ausstieg aus der Tarifbindung. Er sieht eine Streik-Strategie der Gewerkschaft gegen sein Unternehmen. "Verdi sollte darauf achten, den Bogen nicht zu überspannen. Eine Tarifpartnerschaft verlangt auch partnerschaftlichen Umgang miteinander", sagte er dem Magazin.
"Es ist für uns völlig unverständlich, wieso bisher etwa drei Viertel der Streikmaßnahmen insbesondere auf Real, aber auch auf den Kaufhof entfallen sind, obwohl die beiden Unternehmen nicht einmal zehn Prozent des Umsatzes und der Beschäftigten in der Branche repräsentieren. Die Tarifgemeinschaft sei "weiterhin wichtig und wünschenswert". Es gebe aber Grenzen - es werde betriebswirtschaftlich immer schwieriger, die Tarifbindung aufrechtzuerhalten, "gerade in Vertriebslinien wie Real, die zu kämpfen haben". (rtr)