Düsseldorf. Im Tarifkonflikt bei Karstadt ist die erste Verhandlungsrunde laut Verdi ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen. Nach dem geplanten Verkauf der Luxus- und Sporthäuser fürchtet die Gewerkschaft eine Zerschlagung des Konzerns. Sie fordert vom Management klare Aussagen. Doch die gab es bislang nicht.
Nach dem geplanten Verkauf der Luxus- und Sporthäuser des angeschlagenen Karstadt-Konzerns pocht die Gewerkschaft Verdi auf Zusagen der Eigner, dass der Warenhausriese nicht zerschlagen wird. Die Arbeitnehmer wollten eine "Zukunftserklärung von den beiden Eigentümern Nicolas Berggruen und René Benko, dass Karstadt im Ganzen mit allen Standorten und Beschäftigten auch künftig erhalten bleiben soll", betonte die Gewerkschaft nach Gesprächen mit dem Karstadt-Management am Dienstag. Es sei völlig offen, was die Investoren Berggruen und Benko letztlich planten, unterstrich Verdi-Verhandlungsführer Rüdiger Wolff gegenüber Reuters. Dies belaste die Gespräche: "Man kann nicht verhandeln, wenn man Ziele und Details nicht kennt." Die Beschäftigten müssten die Gewissheit haben: "Wir sind und bleiben Karstadt."
Verdi und die Karstadt-Geschäftsführung hatten am Montag und Dienstag in einer ersten Verhandlungsrunde in Düsseldorf über Beschäftigungs- und Standortsicherungen sowie über die Rückkehr zur Tarifbindung beraten. Bis zum zweiten Treffen am 7. und 8. Oktober sei die Geschäftsführung nun aufgefordert, sich bei den Besitzern über deren Karstadt-Pläne zu informieren, sagte Wolff. Von Karstadt selbst war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
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Die Verhandlungen waren bereits vereinbart worden, bevor die Signa-Holding des österreichischen Investors Benko angekündigt hatte, die Mehrheit am operativen Geschäft der Karstadt-Luxushäuser an den 28 Sport-Filialen übernehmen zu wollen. Im Gegenzug sollen der Karstadt Gruppe rund 300 Millionen Euro zufließen - also auch den Teilen, die Benko übernimmt.
Karstadt will 2016 aus Tarifbindung aussteigen
Karstadt hatte im Mai als Teil der Sanierung Karstadts den Ausstieg aus der Tarifbindung bis 2016 angekündigt. Die Beschäftigten profitieren damit nicht von künftigen Tariferhöhungen in der Einzelhandelsbranche, das Management spart sich millionenschwere Gehaltserhöhungen. Die Pläne stießen auf heftigen Widerstand bei den rund 20.000 Mitarbeitern und Verdi. Lange herrschte Funkstille - nun sind die Verhandlungen wieder aufgenommen worden.
Verdi will dabei auch durchsetzen, dass Tarifverträge auch für die Teile Karstadts gelten sollen, die Benko übernimmt. Der Einstieg des Österreichers hatte Spekualtionen über eine Zerschlagung des Konzerns oder eine Warenhaus-Ehe mit der Metro -Tochter Kaufhof neuen Auftrieb gegeben. Benko hatte bereits in der Vergangenheit seinen Hut bei Kaufhof in den Ring geworfen. (rtr)