Essen/Berlin. Der Immobilienkonzern Signa will die Premium-Sparte der Karstadthäuser ausbauen. Was dabei aus den Mitarbeitern wird und ob die klassischen Karstadthäuser trotzdem überleben, ist noch unklar. Deshalb fordert Verdi nun auch eine Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter.
Nach der mehrheitlichen Übernahme der Karstadt-Luxushäuser will der österreichische Immobilienkonzern Signa die Premium-Sparte ausbauen. "In Deutschland gibt es für Premium-Kaufhäuser noch andere Standorte, die wir entwickeln wollen", sagte Investor René Benko der "Bild am Sonntag". Ziel sei es, die Handels-Geschäfte langfristig auszubauen und die Standorte weiterzuentwickeln. Die Karstadt-Mitarbeiter der Premium- und Sporthäuser müssten keine Angst um ihre Arbeitsplätze haben. "Im Gegenteil: Wir werden in unsere Häusern investieren und gleichzeitig expandieren - und dazu weiteres Personal einstellen."
Die "Wirtschaftswoche" berichtete, die übernommenen Karstadthäuser könnten sogar zum Kern eines internationalen Netzwerks von Nobelkaufhäusern werden. In Deutschland, Österreich und den Nachbarländern gebe es nach Einschätzung von Signa genug kaufkräftige Kundschaft für eine Expansion.
In Karstadt-Warenhäusern laufen die Geschäfte schlecht
Signa hatte vom Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen die Mehrheit an den Sporthäusern sowie an der Premium-Sparte mit dem KaDeWe in Berlin, dem Alsterhaus in Hamburg und dem Oberpollinger in München übernommen. Im Gegenzug sollen 300 Millionen Euro am Investitionen in die klassischen 83 Karstadt-Warenhäuser fließen. Hier laufen die Geschäfte schlecht. Benkos Unternehmen, bislang ein reiner Immobilienkonzern, will laut "Wirtschaftswoche" einen eigenständigen Geschäftsbereich Signa Retail aufbauen, in dem die Sport- und Premiumhäuser gebündelt werden. Offen sei noch, ob sich auch externe Investoren daran beteiligten.
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Die Gewerkschaft Verdi sieht die Entwicklung äußerst kritisch und will einen Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrag. Dies sei nach dem Verkauf großer Anteile des Unternehmens dringender denn je. Die Forderung soll auf den Tisch, wenn ab diesen Montag mit der Geschäftsführung über die Tarifbindung und Arbeitsplatzsicherheit der 20 000 Beschäftigten verhandelt wird.
Der Hintergrund: Karstadt will mit einer zweijährigen "Tarifpause" Millionen einsparen. Der Essener Handelskonzern war deshalb im Frühjahr innerhalb der regionalen Arbeitgeberverbände in die Verbandsmitgliedschaft ohne Tarifbindung gewechselt. Dies hatte bei der Belegschaft zu Protesten geführt.
Auswirkungen der Trennung noch unklar
Arno Peukes, Mitglied der Verdi-Verhandlungskommission und Karstadt-Aufsichtsrat, betonte, noch sei völlig unklar, welche Auswirkung die Trennung der beiden Unternehmen Premium und Sport vom Karstadt-Konzern auf die Warenhäuser und die Zentrale haben werde. Die Gewerkschaft wolle Klarheit über die Verwendung der Gelder und Auskunft über die zukünftige Ausrichtung der Häuser.
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Nach Ansicht des Warenhausexperten Gerd Hessert haben von den bundesweit noch 83 klassischen Karstadt-Häusern nur 38 eine langfristig tragfähige Marktposition. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf eine Analyse des Lehrbeauftragten für Handelsmanagement an der Uni Leipzig.
Hessert, früher selbst in leitender Position bei Karstadt tätig, habe die Standorte unter anderem nach Bevölkerungszahl, Kaufkraft, Größe des Hauses und Umsatz untersucht. Demnach haben etwa in Ostdeutschland nur drei von sieben Häusern eine Zukunft. In Nordrhein-Westfalen sehe der Experte langfristige Perspektiven nur für sechs von 17 Filialen. (dpa)