München. . Josef Ackermann hat am Donnerstag Berichte bestätigt, er lege sein Mandat als Siemens-Aufsichtsrat nieder. Der frühere Deutsche-Bank-Chef ziehe die Konsequenzen aus den jüngsten Machtkämpfen bei dem Münchener Technologiekonzern. Grund sei der Streit mit Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme.

Josef Ackermann verlässt den Aufsichtsrat von Siemens. Damit wird Chefaufseher Gerhard Cromme seinen größten Widersacher beim Münchener Technologiekonzern los. "Ich habe entschieden, aus dem Aufsichtsrat von Siemens zurückzutreten," sagte der frühere Deutsche-Bank-Chef am Donnerstag bei einer Buchvorstellung in Berlin. Der Schweizer räumte ein, dass er im Streit mit Cromme geht.

Hintergrund ist demnach der Machtkampf bei Siemens vor einigen Wochen. Ackermann hatte an dem ehemaligen Siemens-Chef Peter Löscher festgehalten und sich damit gegen den Siemens-Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme gestellt haben. "Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen, wie man den Prozess der Nachfolge gestaltet", sagte Ackermann. Er hatte die Turbulenzen rund um den Chefwechsel bei Siemens mehrfach intern kritisiert und war einem Machtkampf mit Cromme unterlegen. Finanzvorstand Joe Kaeser hatte Ende Juli den Vorstandsvorsitz von Peter Löscher übernommen.Dem waren tagelange Ränkespiele im Aufsichtsrat vorausgegangen.

Ackermann betonte, mit seinem Rückzug als Verwaltungsratschef beim Schweizer Versicherer Zurich als Folge des Selbstmords des Finanzchefs habe der Schritt bei Siemens nichts zu tun. "Ganz unabhängig von der Zurich und aus ganz anderen Gründen, nämlich aus der Diskrepanz in Stil- und Fairnessfragen, habe ich auch entscheiden, aus dem Aufsichtsrat von Siemens zurückzutreten", erklärte Ackermann. Wann er das Gremium verlässt, ließ der Banker offen. Die Aufsichtsräte kommen am nächsten Mittwoch wieder zusammen.

Siemens ist auf der Suche nach einem neuen Aufsichtsratsmitglied

Ackermann war vor Kurzem bei Zurich Insurance zurückgetreten, nachdem sich Finanzchef Pierre Wauthier das Leben genommen hatte. Auslöser des Rücktritts waren Vorwürfe der Witwe Wauthiers, wonach Ackermanns Führungsstil zu dem Suizid beigetragen haben soll. Der Verwaltungsratschef wurde zudem im Abschiedsbrief erwähnt. Ackermann hält diese Anschuldigungen für haltlos. Er hat aber wiederholt erklärt, dass ihn diese persönlich getroffen hätten.

Seine übrigen Posten werde er bekleiden, betonte Ackermann am Donnerstag bei Vorstellung des Buches "Späte Reue" seines Weggefährten Stefan Baron, in dem es um ihre gemeinsame Zeit geht. "Ich werde alle anderen Aufsichstratsmandate, bei Shell, bei Investor AB, bei EQT und viele andere Mandate in der Welt selbstverständlich behalten." Dem Aufsichtsrat von Siemens gehört Ackermann wie Cromme, dessen Stellvertreter er ist, seit zehn Jahre an. Gemeinsam überstanden sie die Korruptionsaffäre, die den Konzern erschütterte und den langjährigen Siemens-Chef Heinrich von Pierer den Posten als oberster Kontrolleur kostete.

Einen Ersatzkandidaten im Siemens-Aufsichtsrat gibt es bislang nicht. Cromme hatte zuletzt vor allem ausländische Manager in das Gremium gelotst. Sollte Ackermann bis zur Hauptversammlung im nächsten Jahr bleiben, können die Aktionäre dort einen Nachfolger bestimmen. Wahrscheinlicher ist, dass sein Nachfolger bereits vorher gerichtlich bestellt wird. (rtr)