Zürich. . Nach dem Selbstmord des Finanzchefs der Schweizer Versicherungsgruppe Zurich steht Josef Ackermann weiter unter Druck. In einem Abschiedsbrief soll Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier die Gesprächskultur im Konzern und den früheren Deutsche-Bank-Chef massiv kritisiert haben.

In seiner Rücktrittserklärung hatte Josef Ackermann noch seine Mitverantwortung am Freitod des von Pierre Wauthiers zurückgewiesen. Am Wochenende wurde nun bekannt, dass der verstorbene Finanzchef der Schweizer Versicherungsgruppe Zurich zwei Abschiedsbriefe hinterließ. In einem setzt er sich explizit mit dem bisherigen Verwaltungsratspräsidenten Ackermann, der bis 2012 Chef der Deutschen Bank war, auseinander.

Dem „Handelsblatt“ zufolge beklagt Wauthier in einem der Briefe die Gesprächskultur im Zurich-Konzern, die er nach Angaben von Eingeweihten insgesamt als furchtbar empfunden habe. So habe Wauthier bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz im Verwaltungsrat die Einschätzung geäußert, dass die Anleger die Zahlen recht gut aufnehmen würden. Ackermann, so die Zeitung, habe dem widersprochen.

Der 53-jährige Finanzchef müsse die Unterredung mit Ackermann als besonders verletzend empfunden haben, berichtete „Focus“ unter Berufung auf Eingeweihte. Der Brief sei emotional gehalten und beinhalte verschiedene Schuldzuweisungen.

„Druck nicht mehr ausgehalten“

Das „Wall Street Journal“ zitiert einen Insider, der die Abschiedsbriefe kennen soll, mit der Einschätzung, Wauthier habe den von Ackermann ausgeübten Druck nicht mehr ausgehalten. Ackermanns Verhalten habe eine „nicht ungewichtige“ Rolle bei seiner Entscheidung zum Freitod gespielt.

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Wauthier war am vergangenen Montag tot in seinem Haus im Kanton Zug aufgefunden worden. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Am Donnerstag hatte Ackermann seinen Rücktritt als Präsident des Verwaltungsrats von Zurich angekündigt. Er habe „Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag“, so Ackermann.

Eine knappe Woche nach dem mutmaßlichen Suizid seines Finanzvorstands hat der Chef des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich ausdrücklich Wauthiers Leistungen gewürdigt. Martin Senn erklärte, Wauthier habe hervorragende Arbeit geleistet. „Er war eine hoch geschätzte Persönlichkeit“, sagte Senn. Probleme habe er auch bei einer gemeinsamen Dienstreise kurz vor Wauthiers Tod nicht erkannt.

„Reputationsverlust wegblasen“

Der Tod des Finanzchefs und der Rücktritt des Verwaltungsratschefs Ackermann hätten den guten Ruf des Unternehmens aber belastet. „Ich arbeite jetzt daran, dass wir diesen Reputationsverlust, diese Wolke, die sich über das Unternehmen gelegt hat, wieder wegblasen können“, sagte Senn.

Der Zurich-Chef sagte, Ackermann sei nicht dazu gedrängt worden, seinen Posten zu räumen. „Der Rücktritt ist vollumfänglich der persönliche Entscheid von Herrn Ackermann. Senn widersprach Berichten, der Manager habe sich regelmäßig bei seiner Frau über Druck von Ackermann beschwert: „Ich habe eine solche Aussage nie gehört, weder von Pierre Wauthier noch von Herrn Ackermann.“