Essen. Kritiker werfen Apple vor, Versprechen für bessere Arbeitsbedingungen nicht einzuhalten. Und das, obwohl der US-Elektronikriese gerade mit Glanz und Gloria sein neues iPhone vorgestellt. In chinesischen Zulieferer-Fabriken werden Mitarbeiter ausgebeutet.

Muntere Farben, etwas günstigerer Preis – so kommt das neue iPhone 5c von Apple daher. Sein teureres Schwestermodell 5s in Gold macht einen seriösen Eindruck. Eine große Show war die Vorstellung der neuen Produkte, die der Konzern aus Kalifornien am Mittwoch in China wiederholte. Über die Arbeitsbedingungen in den Zuliefererfabriken zu sprechen, vermieden die Manager jedoch. Schließlich deutet einiges darauf hin, dass Apple seine Versprechen zur Verbesserung der Zustände in den Fabriken immer noch an wichtigen Punkten bricht.

Während der Konzern selbst keine Angaben dazu macht, sagt die Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch (CLW), die neuen iPhones würden unter anderem beim Zulieferer Pegatron in Schanghai gefertigt. Gegenüber dieser Firma erhebt CLW schwere Vorwürfe.

Verdeckte Rechercheure

So erklärt die Organisation aus New York, dass Praktikanten und Studenten, die in den Semesterferien bei Pegatron arbeiten, Teile des Lohns abgezogen würden. Indem eine von acht Wochen Arbeit nicht bezahlt werde, wolle das Unternehmen Geld sparen. CLW schickt regelmäßig verdeckte Rechercheure in die Fabriken, die mit den Beschäftigten sprechen.

Kürzlich hat CLW zudem einen größeren Bericht über Pegatron veröffentlicht. Demnach müssen die Beschäftigten dort bis zu 69 Stunden pro Woche arbeiten. Das chinesische Arbeitsgesetz erlaubt dagegen nur maximal 49 Stunden. Der Lohn in der Größenordnung von bis zu 400 Euro monatlich reiche in einer Stadt wie Schanghai kaum, um die Grundbedürfnisse zu decken, so CLW-Chef Li Qiang.

Apple weist die Vorwürfe zurück

Apple hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Prüfer hätten die Fabriken mehrmals besucht, ihnen seien keine Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz aufgefallen, heißt es in einer Erklärung. Trotzdem will Apple die Anschuldigungen nochmals untersuchen. Dieser Bericht steht bislang aus.

In Bezug auf den bisherigen Hauptzulieferer Foxconn hatte Apple versprochen, die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken bis zum Juli dieses Jahres entscheidend zu verbessern. Um das zu schaffen, beauftragte man die Fair Labor Organization aus den USA, einen Plan zu entwickeln. Trotz Fortschritten erklärte aber auch die FLA in ihrem letzten Bericht vom Mai, dass die zulässige Arbeitszeit bei Foxconn teilweise deutlich überschritten werde.

Konzern drückt die Preise

Die Hauptverantwortung für die schlechten Arbeitsbedingungen liegt bei Apple selbst. Der Konzern drückt Preise und Kosten der Zulieferer. Deren Gewinnmarge ist dünn. Apple selbst dagegen erwirtschaftet Gewinne in der Größenordnung von 20 Prozent im Verhältnis zum Umsatz.

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Nur etwa drei Prozent des Verkaufspreises eines iPhones kommen bei den Arbeitern als Lohnzahlung an – beispielsweise 15 von 500 Euro, für die ein Smartphone in Deutschland verkauft wird. Angesichts seiner hohen Gewinne und eines Polsters liquider Mittel in der Größenordnung von etwa 120 Milliarden Euro könnte Apple die Löhne mühelos erhöhen und die Arbeitsbedingungen verbessern, ohne Schaden zu nehmen.

Auch Samsung-Fabriken in der Kritik

Wie sieht es bei den Konkurrenten von Apple aus? „Nach unserer Erfahrung sind die Arbeitsbedingungen in den großen Elektronikfabriken Chinas ähnlich“, sagt Geoffrey Crothall vom Informationsdienst China Labor Bulletin in Hongkong. Einer der Gründe: Außer Apple lassen etwa auch Nokia, Sony und HP bei Foxconn fertigen.

Smartphone-Marktführer Samsung betreibt zwar auch eigene Fabriken. In einem Bericht über Samsung aus 2012 zeigt China Labor Watch in diesen Fabriken aber vergleichbare Missstände auf wie bei Foxconn.