Altötting. Nach den Tierquälerei-Vorwürfen hat der Geflügelproduzent Wiesenhof einem Landwirt den Vertrag gekündigt und Strafanzeige gestellt. Filmaufnahmen zeigten Kadaver im Stall, lebende Tiere landeten im Müll. Es ist nicht das erste Mal, dass der Landwirt wegen Tierquälerei auffiel und Wiesenhof ihm kündigte.
Wegen Tierquälerei-Vorwürfen hat der Geflügelproduzent Wiesenhof einem bayerischen Landwirt den Vertrag gekündigt und Strafanzeige gestellt. Das Magazin "Stern" berichtete, der Bauer habe schwächliche Tiere lebend in den Müll geworfen. Die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" hatte nach eigenen Angaben heimlich Filmaufnahmen auf dem Hof im Landkreis Altötting gemacht. Der Betrieb war schon einmal auffällig geworden.
"Nach Sichtung des Filmmaterials sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die auf dem gezeigten Betrieb durchgeführte Art und Weise der Nottötungen an selektierten, nicht lebensfähigen Tieren, einen klaren Verstoß gegen das geltende Tierschutzrecht darstellt", teilte eine Wiesenhof-Sprecherin am Mittwoch mit. Die PHW-Gruppe habe daher sofort nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, die Behörden informiert, den Vertrag mit dem Landwirt gekündigt und Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Traunstein gestellt. Der Bauer war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Filmaufnahmen zeigen kranke Tiere und Kadaver im Stall. Zudem wurde der Inhaber gefilmt, wie er ein flatterndes Tier in den Müllcontainer schleudert. Andere Aufnahmen dokumentieren, wie eine Mitarbeiterin versucht, ein zappelndes Tier an einem Eimer totzuschlagen. Die "Soko Tierschutz" will am Donnerstag ebenfalls Strafanzeige erstatten.
Lebende Tiere landeten offensichtlich im Müll
Offensichtlich landeten auf dem Hof regelmäßig lebende Tiere im Müll, sagte Friedrich Mülln von der "Soko Tierschutz". "Wir stellten fest, dass das Wegwerfen auf diesem Hof Methode hat." Der Umgang mit den Tieren sei unfassbar. "In diesem Ausmaß habe ich so etwas noch nie erlebt", sagte Mülln. Seit Dezember 2011 hätten die Aktivisten zwölf Hühnchen lebend aus dem Abfallcontainer gerettet. Auf dem Hof lebten etwa 80.000 Tiere.
Auch der Deutsche Tierschutzbund reagiert auf die Tierquälerei-Vorwürfe: “Da stockt einem der Atem, das ist pure Tierqual. Der Hofbesitzer muss ein lebenslanges Tierhaltungsverbot erhalten", fordert Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder. Das Unternehmen Wiesenhof müsse dringend erklären, wie es sein kann, dass diese Tierqual nicht schon früher aufgefallen ist, wo die Kontrolllücke bestünde und wie diese geschlossen werde, damit sich das nicht wiederhole, so Schröder.
Wiesenhof hatte Betreiber schon mal gekündigt, Zusammenarbeit später fortgesetzt
Die "Soko" habe schon im Jahr 1999 über den gleichen Hähnchenmastbetrieb wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz berichtet. Auch damals hätten die Tierschützer Strafanzeige gestellt und Wiesenhof habe dem Betreiber gekündigt - später die Zusammenarbeit aber wieder aufgenommen, sagte Mülln.
"Wir fordern daher eine harte Strafe nach dem Tierschutzgesetz und ein Tierhalteverbot." Auf schwere Verstöße gegen das Gesetz stehen bis zu drei Jahre Haft.
Wiesenhof dagegen teilte mit, dass "die vielzähligen internen und externen Kontrollen" in der Vergangenheit keine behördlich festgestellten Verstöße gegen das Tierschutzgesetz ergeben hätten. (dpa)