Essen. . Seit Monaten will Thyssen-Krupp seine Auslandsstahlwerke verkaufen – bislang ohne Erfolg. „Plan B ist, die Werke zu behalten“, zitiert nun die Agentur Reuters einen Insider nach einem Treffen des Aufsichtsrats. „Man kann nicht ewig verhandeln, wenn die andere Seite nur den Preis drücken will.“
Die Zitterpartie um Thyssen-Krupp geht weiter. Es scheint, als komme der Konzern beim geplanten Verkauf der verlustreichen Stahlwerke in Brasilien und Alabama nicht voran. Spekulationen zu einem Stopp der Verhandlungen wies Thyssen-Krupp offiziell zurück. „Plan B ist, die Werke zu behalten“, zitierte aber die Agentur Reuters einen Insider nach einem Treffen des Aufsichtsrats. „Man kann nicht ewig verhandeln, wenn die andere Seite nur den Preis drücken will.“ Der brasilianische Stahlkonzern CSN gilt als Favorit für den Kauf der Werke. Doch regelmäßig gelangen neue Forderungen der Brasilianer an die Öffentlichkeit.
Von Aktionärsschützern wird die Entwicklung aufmerksam beobachtet. „Ein potenzieller Käufer verfügt über die Zeit, die Thyssen-Krupp nicht hat. Die Verluste laufen weiter“, sagte Thomas Hechtfischer, der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Themen, mit denen sich die Aufsichtsräte von Thyssen-Krupp bei ihrem Treffen befassen mussten, sind brisant. Sorgen bereiten insbesondere die hohen Schulden und das stark geschrumpfte Eigenkapital. Ob ein Verkauf der Stahlwerke Geld in die Kasse bringt, bleibt offen.
Kapitalerhöhung könnte Thyssen-Krupp Luft verschaffen
Sollte Thyssen-Krupp ein Abschluss bis zum Ablauf des am 30. September endenden Geschäftsjahres nicht gelingen, könnten die Banken den Druck auf den mit mehr als fünf Milliarden Euro verschuldeten Konzern erhöhen. Seit Wochen wird spekuliert, Thyssen-Krupp werde sich auf dem Wege einer Kapitalerhöhung Luft verschaffen. Durch einen solchen Schritt könnte allerdings der Einfluss der Krupp-Stiftung als Ankeraktionär schrumpfen. Sie hält derzeit etwas mehr als 25 Prozent.
Konzernchef Heinrich Hiesinger warb unlängst für Vertrauen. Es gehe letztlich nicht darum, „wie viel Prozent die Stiftung hält, sondern um ihr Entsenderecht in den Aufsichtsrat und wie man dort Mehrheiten bekommt und ungewollte Entscheidungen verhindern kann“, sagte Hiesinger. Dazu reiche auch ein geringerer Anteil aus, etwa 20 Prozent. Derzeit entsendet die Stiftung drei Vertreter in den Aufsichtsrat.
Gemeinsam mit den Arbeitnehmern verfügt die Stiftung über eine Mehrheit im Kontrollgremium. Mit Argwohn wird in Kreisen der Belegschaft beäugt, dass auch Finanzinvestoren auf Thyssen-Krupp schielen. Angeblich erwägen mehrere Hedgefonds einen Einstieg bei Thyssen-Krupp.