Essen. . Bislang konnten Verbraucher mit Nachtspeicheröfen und Wärmepumpen kaum den Stromanbieter wechseln. Das soll sich nun ändern. Der Online-Dienst Verivox hat ein Vergleichsportal für Heizstrompreise gestartet. Es gibt jetzt zumindest ein bisschen Auswahl.

Eberhard Kubawitz ärgert sich schon lange darüber, wie teuer Wärmestrom geworden ist. Seit Ende der 60er Jahre hat der Rentner aus Korschenbroich eine Nachtspeicherheizung in seinem Haus.

Das Gerät, das früher als Wärmequelle der Zukunft galt, sorgt bei Kubawitz mittlerweile für Verdruss. Die Stromrechnung belaufe sich nun auf rund 3000 Euro im Jahr – Tendenz steigend. Und ein Anbieterwechsel schien bislang ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. „Es gibt zu wenige Angebote“, klagt der Rentner.

Während es angesichts zahlreicher Vergleichsportale im Internet recht einfach ist, den Anbieter für Haushaltsstrom zu wechseln, gibt es auf dem Markt für Wärmestrom kaum Wettbewerb. Wer mit Strom heizt, muss sich meist mit den Preisen des örtlichen Grundversorgers abfinden. Doch das scheint sich nun zu ändern.

Auch interessant

„Es kommt Bewegung in den Markt“, sagt Jürgen Scheurer vom Online-Vergleichsportal Verivox. Die Zahl der Stromversorger, die auch überregional Heizstrom für Nachtspeicheröfen und Wärmepumpen anbieten, wachse. Bundesweit gebe es inzwischen für rund 90 Prozent des Marktes konkurrierende Angebote.

Oft seien es immerhin drei oder vier Anbieter. „Das ist erst der Anfang“, vermutet Scheurer. Ähnlich habe sich vor Jahren auch der Wettbewerb unter den Gasversorgern entwickelt. „Die örtlichen Versorger ziehen bei den Preisen nach, um nicht zu viele Kunden zu verlieren.“

Verivox startet Internet-Vergleichsportal für Heizstrom

Verivox hat ein Internetportal für Heizstrom gestartet, auf dem Verbraucher Preise vergleichen könnten (www.verivox.de/heizstrom). Auch so könnte der Wettbewerb angestoßen werden. Verivox verlangt von den Verbrauchern nichts, kassiert aber bei Anbieterwechseln von den Versorgern Provisionen.

Zunehmend gebe es in bestimmten Regionen in NRW mehrere Anbieter, vor allem im RWE- und Eon-Gebiet, bestätigt Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale NRW. „Wir freuen uns darüber, wenn überhaupt Wettbewerb in Gang kommt“, sagt er. „Wärmestrom bleibt aber eine der teuersten Formen des Heizens und ist auch ökologisch fragwürdig.“

Auch interessant

Für die nur zögerliche Öffnung des Heizstrommarktes gebe es Gründe, erläutert Verivox-Experte Jan Lengerke. „Viele Stromversorger haben gezögert, da der Anbieterwechsel im Heizstrombereich mit hohem bürokratischen Aufwand und zahlreichen kalkulatorischen Unwägbarkeiten verbunden ist“, sagt Lengerke. Für die Kunden sei allerdings „ein Anbieterwechsel nun genauso einfach wie beim normalen Haushaltsstrom“.

Ein Musterhaushalt benötige 12.000 Kilowattstunden pro Jahr und bezahle beim örtlichen Grundversorger im Schnitt 2334 Euro, rechnet Verivox vor. Gebe es alternative Angebote, liege die jährliche Ersparnis bei 136 Euro. Wer eine Wärmepumpe betreibe, könne durch einen Anbieterwechsel rund 134 Euro pro Jahr einsparen.

Einige Kunden mit Nachtspeicher haben das Nachsehen

Das Nachsehen haben aber Kunden, bei denen Haushalts- und Heizstrom gemeinsam gemessen werden, es gibt also nur einen Stromzähler für beide Arten von Verbräuchen. In diesem Fall sei ein Anbieterwechsel nach wie vor kaum möglich, räumt Verivox ein.

Im Fall von Eberhard Kubawitz aus Korschenbroich tauchen immerhin vier Anbieter auf, allerdings versprechen nur zwei Versorger Einsparungen. Kubawitz jedenfalls bleibt skeptisch – und stellt sich auf weiter steigende Wärmestrompreise ein. „Ich habe mir schon einen Kaminofen angeschafft“, sagt er. „Um weniger Nachtstrom zu verbrauchen.“