München. Die Zukunft für das Modehaus Escada scheint gesichert. Zwei Monate nach der Insolvenz ist das Unternehmen an an die Schwiegertochter eines indischen Stahlmagnaten verkauft worden. Der Betriebsrat ist überzeugt von der Investorin, auch wenn die 470 Arbeitsplätze noch nicht gesichert sind.
Escada wird indisch: Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag kauft die Schwiegertochter des indischen Stahlmagnaten Lakshmi Mittal das deutsche Luxusmode-Unternehmen. Die Investment-Bankerin Megha Mittal schlug damit ein Konsortium um den Sohn der Escada-Gründer, Sven Ley, aus dem Rennen. Management und Belegschaft reagierten am Freitag erleichtert auf die Entscheidung.
Investitionen in Höhe von 100 Millionen notwendig
Escada unterzeichnete am Donnerstag den Kauf- und Übertragungsvertrag mit einem Trust der Familie Mittal, der die Interessen von Megha Mittal vertritt. Damit gehe der «Geschäftsbetrieb einschließlich der Mitarbeiter sowie der weltweiten Markenrechte, der Produktionsstätten und der Vertriebsstruktur» auf den indischen Investor über, teilte das Unternehmen mit. Einzelheiten zum Kaufpreis wurden nicht bekannt. In Presseberichten war dieser auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt worden, die nötigen Investitionen könnten sich auf 100 Millionen Euro belaufen.
Insolvenzverwalter Christian Gerloff bezeichnete das Verhandlungsergebnis als «attraktiv und sicher» für Insolvenzgläubiger. Beide Seiten hätten sich auf Grundlage der Mitte 2008 eingeführten Geschäftsstrategie des Unternehmens geeinigt, hieß es. Nach einer gescheiterten Sanierung hatte das Münchner Modehaus Mitte August Insolvenz anmelden müssen.
Betriebsratsvorsitzende: Belegschaft begeistert
Escada-Chef Bruno Sälzer zeigte sich erleichtert, dass die Zeit der Unsicherheit für Belegschaft, Kunden und Lieferanten vorbei sei. «Wir haben mit der Familie Mittal unseren Wunschpartner gefunden. Nun zählt nur noch der Blick nach vorn.»
Wie die Escada-Betriebsratsvorsitzende Ursula Dreyer berichtete, stellte sich die neue Eigentümerin gemeinsam mit ihrem Mann Aditya am Freitagmorgen in München der Belegschaft vor. In einer «total emotionalen Ansprache» habe Megha Mittal von ihrem frühen Interesse für Mode erzählt. Die Belegschaft habe begeistert auf die «natürlich und bodenständig» wirkende Inderin reagiert, sagte Dreyer der Nachrichtenagentur AFP. «Uns sind die Freudentränen runtergelaufen.» Mittal werde Escada sicher «gut repräsentieren».
Zukunft der Mitarbeiter noch unklar
Über die Zukunft der 470 Mitarbeiter am Münchner Escada-Stammsitz konnte Dreyer noch keine Angaben machen. Sie rechnete damit, dass schon in der kommenden Woche Verhandlungen aufgenommen würden. Für den Betriebsrat sei Mittal eine «Traumpartnerin», sagte sie. Für den insolventen Konzern hatte unter anderem auch ein Bieterkonsortium um den Sohn der Unternehmensgründer Margaretha und Wolfgang Ley ein Angebot vorgelegt.
Megha Mittal, die Architektur studiert hat und in London als Investment-Bankerin arbeitete, hat in eine illustre Familie eingeheiratet: Ihr Mann ist der Sohn von Lakshmi Mittal, der durch seinen Stahlkonzern Arcelor Mittal zu einem der reichsten Männer der Welt wurde. Die schlanke, attraktive Frau, die oft auch mit prächtigen indischen Roben auffällt, ist ein beliebtes Motiv indischer Society-Fotografen.
Escada-Kollektionen galten als altmodisch
Was die Zukunft von Escada angeht, so stimmt Mittal offenbar mit der Strategie von Sälzer überein. Der ehemalige Chef des Modeausstatters Hugo Boss will unter der für ausgefallene Abendroben bekannten Luxusmarke Escada auch weniger kostspielige Mode verkaufen.
Das 1976 gegründete Modehaus hatte in den 80er und 90er Jahren mit seinen auffälligen Roben Stars wie Demi Moore, Kim Basinger und Jerry Hall eingekleidet. In den vergangenen Jahren waren die Escada-Kollektionen zunehmend als altbacken kritisiert worden, die Verkäufe brachen ein. Auch die Finanzkrise setzte dem Unternehmen mit weltweit mehr als 2000 Mitarbeitern zu. (afp)