Hamburg. Obwohl die wirtschaftliche Talsohle durchschritten scheint, sagt eine Studie eine deutliche Zunahme der Firmeninsolvenzen in diesem Jahr voraus. Besonders viele Pleiten werden in der Autobranche sowie in der Eisen- und Stahlindustrie erwartet. Für 2010 sehen die Aussichten nicht besser aus.
Obwohl die Rezession in Deutschland überwunden scheint, gibt es für pleitegefährdete Unternehmen keine Entwarnung. So wird in diesem Jahr die Zahl der Firmeninsolvenzen auf 33.800 und damit um mehr als 15 Prozent anwachsen, wie der Kreditversicherer Euler Hermes am Dienstag in Hamburg prognostizierte.
Noch schlimmer sieht es laut Euler Hermes bei den Forderungsausfällen aus. In ihrer neuesten Prognose rechnen die Experten für 2009 bei der Summe der gerichtlich angemeldeten Forderungen gegen Unternehmen mit einem Zuwachs von 162 Prozent auf 58 Milliarden Euro. Damit liege das Niveau über dem bisherigen Rekordwert von 2002, als sich das Volumen der Forderungsausfälle auf 51,8 Milliarden Euro belief. Grund für diese Entwicklung seinen die vielen Großinsolvenzen wie etwa Karstadt.
Auch für 2010 rechnet Euler Hermes nicht mit einer Umkehr dieser Entwicklung und geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weiter ansteigt. In ihrer jüngsten Schätzung geht sie von einem Plus von 9,2 Prozent auf dann 36.900 Firmeninsolvenzen aus. Die Forderungsausfälle werden sich voraussichtlich auf 45 Milliarden Euro belaufen. Das sind 22,4 Prozent weniger als in diesem Jahr, aber immer noch rund das Doppelte von 2008.
Zunahme in Autobranche um 339 Prozent
Die Pleitewelle trifft von den Hauptbranchen in Deutschland die Industrie am härtesten. Die Zahl der Insolvenzen wird dort 2009 voraussichtlich um 49,9 Prozent und 2010 um 24,2 Prozent klettern, nachdem sie 2008 um 4 Prozent gefallen war.
Einen besonders hohen Anstieg verzeichnet in diesem Jahr der Automobilbau mit einem Plus von 339 Prozent, Eisen und Stahl mit 146 Prozent sowie der Maschinenbau mit 109 Prozent. Weniger kräftige Insolvenzzuwächse prognostiziert Euler Hermes für die Elektrotechnik mit 42 Prozent sowie EDV und Elektronik mit 37 Prozent.
Handel und Dienstleistungen folgen auf den nächsten Plätzen mit ebenfalls signifikanten Steigerungen von 15,9 und 15,4 Prozent in diesem sowie jeweils knapp 9 Prozent im nächsten Jahr. Allerdings entfällt mit rund 25.000 Pleiten in diesem und 27.000 im nächsten Jahr der allergrößte Teil aller Firmeninsolvenzen auf diese beiden Branchen. (ap)