Mülheim. . Langer Frost, ausgiebiger Regen und die Flutkatastrophe haben ihre Spuren in der Bilanz des Mülheimer Handelsriesen Tengelmann hinterlassen. Vor allem die Baumarkt-Tochter Obi war davon betroffen. Der Konzern will weiter im Netz wachsen und seine E-Commerce-Aktivitäten ausbauen.

Der Handelskonzern Tengelmann muss sich in diesem Jahr mit einem kleinen Wachstum zufriedengeben. Langer Frost und ausgiebiger Regen hätten im ersten Halbjahr 2013 das Gartengeschäft in der Baumarktbranche stark beeinträchtigt, sagte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub am Donnerstag in Mülheim. Auch die Flutkatastrophe in Teilen Deutschlands hatte Folgen. Mehr als 80 Filialen mussten vorübergehend geschlossen werden oder wurden vom Wasser beschädigt. Deshalb werde man die Umsatzziele dieses Jahr wohl nicht erreichen. Dennoch: Die Tengelmann-Gruppe stehe nicht nur mit Obi solide und schuldenfrei da. Das 146. Jahr ihres Bestehens schloss sie mit einem Umsatz von 11,08 Milliarden Euro ab (plus 2,9 Prozent). Das Unternehmen beschäftigte 83 826 Mitarbeiter in 18 Ländern.

21 Beteiligungen im Online-Handel

Längst steht Tengelmann dabei nicht mehr nur auf dem Fundament des stationären Handels (Kaiser’s Tengelmann, Obi, Kik, Beteiligungen an Netto und Tedi). Wachsende Bedeutung hat auch der Handel im Internet, der E-Commerce. Am weiter stark wachsenden Online-Schuhhändler Zalando ist Tengelmann zum Beispiel zu sieben Prozent beteiligt. Wachstumsraten von über 50 Prozent verzeichnet gar „Baby-Markt.de“, ebenfalls eine strategische Beteiligung der Mülheimer an einem jungen, schnell wachsenden Online-Konzept. „Plus.de“ zählt 170 000 Artikel in seinem Sortiment, ganz junge Pflanze im Beteiligungsportfolio ist der Internet-Shop von „GartenXXL“. 21 Beteiligungen im Online-Handel ist Tengelmann mittlerweile eingegangen. Haub: „Wir sind das Zentrum des E-Commerce im Ruhrgebiet.“

Die Beteiligungen kämen allesamt auf Wachstumsraten, die noch über den branchenüblichen zwölf bis 15 Prozent lägen. 1,5 Mrd. Euro Umsatz, Präsenz in 45 Ländern und über 7000 Beschäftigte in der E-Commerce-Sparte sieht Haub nur als Zwischenschritt für weitere Wachstumsschübe. Der Trend, dass der Kunde sich immer mehr Ware im Internet bestelle, werde anhalten, habe mittlerweile „selbst Schwarzafrika erfasst, dort über das Smartphone. Die Welt da draußen ist sehr dynamisch“, so Haub. „Wir nehmen daran teil.“

Den stationären Handel gibt Tengelmann freilich nicht auf. Endlich soll in diesem Jahr auch die Modernisierung der heimischen Supermärkte von Kaiser’s Tengelmann einen großen Schritt vorankommen. In 45 Märkte der Region Nordrhein soll investiert werden. Mit der Baumarkt-Kette Obi will Tengelmann „mit Augenmaß“ wachsen. Wachstumsmotor sei insbesondere Russland.

Arbeitsbedingungen verbessern

Besser werden will der Handelskonzern mit seiner Textil-Tochter Kik. Überraschend, so Haub, hat das Geschäft mit preiswerter Mode 2012 zwar nicht unter den Negativ-Schlagzeilen aus den eingestürzten und abgebrannten Produktionsstätten in Asien gelitten (1,75 Milliarden Euro, plus 3,5 Prozent). Doch zeige man durch den Beitritt zur internationalen Allianz für Feuer- und Gebäudesicherheit wie mittlerweile 70 andere Unternehmen Willen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Ohne Unterstützung der Produktionsländer wie Bangladesch oder Pakistan aber sei auf diesem Feld nichts zu erreichen. „In den Ländern muss es adäquate Kontrollen geben, es bräuchte dort einfach einen guten TÜV.“