Duisburg. . Der Streik an den Schleusen des Landes zeigt Wirkung: Der Mineralölkonzern BP wartet auf Öl, Straßenbauern geht die Schlacke aus. Die Streikenden wehren sich gegen Pläne des Es sind die Pläne des Bundesverkehrsministeriums, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zu straffen und Jobs zu streichen.
So klein und zierlich das „Streik!“-Schild auch sein mag, weiße Buchstaben auf rotem Verdi-Grund, so wirkungsvoll ist es. Oben am Schleusentor in Duisburg-Meiderich hängt es, unten, auf dem Rhein-Herne-Kanal, stauen sich seit Montag die Schiffe. Niederländische, polnische, deutsche. Beladen mit Hochofenschlacke, Öl und vielem anderen. Nichts geht mehr! Und das, angekündigt von den Streikenden in den Schifffahrtsämtern, bis mindestens Sonntag um 24 Uhr.
Es sind die Pläne des Bundesverkehrsministeriums, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zu straffen und Arbeitsplätze zu streichen, die die Mitarbeiter in den Ausstand treiben. In Duisburg-Meiderich treffen sich an diesem Morgen mehrere Dutzend Angestellte, um sich in die Streik-Listen einzutragen. „Wir machen Schifffahrt möglich!“ und „Wir sind es wert“ steht auf den Transparenten, die sie aufgestellt haben.
350 der 450 Mitarbeiter des Amtes haben sich dem Streikaufruf angeschlossen. Gerd Krah, der Schichtleiter der Schleuse in Oberhausen-Lirich, ist einer von ihnen. 53 ist der Mann, der schon seit 21 Jahren auf der Schleuse arbeitet. „Seit 1996 wird bei uns Personal eingespart. Wir waren mal zu acht, inzwischen nur noch zu fünft. Für uns bedeutet das Dienst an jedem zweiten Wochenende, in der Ferienzeit sogar dreimal im Monat. Nun soll mit kalter Hand noch weiter reduziert werden“, sagt Krah.
Mehr ferngesteuerte Schleusen
„Die Lage ist sehr ernst“, befindet auch Verdi-Gewerkschaftssekretär Dirk Walter. 25 Prozent der bundesweit 12 000 Stellen in der Schifffahrtsverwaltung seien gefährdet. Einige Dienststellen sollen komplett geschlossen werden. Eine von sieben deutschen Schifffahrts-Direktionen, die in Münster, sei bereits im Mai zur Generaldirektion nach Bonn verlegt worden.
„Die Pläne des Bundesverkehrsministeriums sehen vor, viele Schleusen künftig ferngesteuert zu betreiben. Deshalb kämpfen wir um einen Tarifvertrag, der den Stellenabbau sozial abfedert“, sagt Dirk Walter. Verdi gehe es dabei auch um die Zukunft der Auszubildenden.
Knapp 70 Schiffe liegen an diesem zweiten Streiktag vor den Schleusen im Duisburger Raum. An normalen Tagen werden allein in Meiderich 80 Schiffe durchgeschleust, doch viele sind angesichts der Lage gar nicht erst losgefahren.
„Unser Chef wird sauer sein“
Keine fünf Autominuten von den Streikenden entfernt liegt in der sommerlichen Sonne die „Granit“ aus Ibbenbüren. Montagmorgen um 5.30 Uhr hatte sie beim Stahlwerk in Duisburg-Huckingen abgelegt, Richtung Münsteraner Hafen. An Bord: Berge von Hochofenschlacke für den Bau an der A1 bei Ammelsbüren. Doch schon um sechs Uhr in der Früh war die Fahrt der „Granit“ beendet. Schleuse Meiderich. Schluss. Aus. Vorbei.
„Unser Chef wird sauer sein“, sagt Schiffer Albert Hoffmann, „die brauchen das Material für den Autobahnbau ganz dringend.“ Zuckt mit den Achseln, macht sich dran, sein Schiff weiter zu lackieren. Was bleibt ihm anderes übrig, als die Wartezeit wenigstens sinnvoll zu nutzen. Früher hätten sie in solcher Situation abends mit den anderen Schiffern zusammen gesessen. „Aber die Zeiten sind vorbei. Man kennt sich nicht mehr. Der Druck ist einfach zu groß. Wir arbeiten inzwischen 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Alle sechs Wochen haben wir dafür frei“, erklärt Hoffmann. Arbeitsverdichtung, wohin man hört.
Erfolgverheißende Meldungen
Drüben, bei den Streikenden, sind es kleine Nachrichten, die Erfolg verheißen. Hermann Poppen, Leiter des Schifffahrtsamtes Meiderich, steht während des Streiks im ständigen Kontakt mit den Kunden. „BP in Gelsenkirchen wartet auf Tankschiffe. Ab Mittwoch könnte es schwierig werden, die Produktion aufrecht zu erhalten“, sagt er. In den Ohren der Streikenden ist das eine Erfolgsmeldung.