Bochum. . Das Interesse an der Aktie der Deutschen Annington war zu gering. Der Mieterbund begrüßt den abgesagten Börsengang. Damit liegt die Finanz-Strategie des Bochumer Wohnungsunternehmens in Trümmern.
Es ist der Börsenflop des Jahres. Das Bochumer Wohnungsunternehmen Deutsche Annington musste den geplanten Börsengang mangels Nachfrage absagen. Es fanden sich nicht genügend Investoren, die zur vorgegebenen Preisspanne von 18 bis 21 Euro pro Aktie in das Unternehmen einsteigen wollten. Ursprünglich sollte der Börsengang ein Volumen von rund einer Milliarde Euro haben, gut ein Viertel der Aktien sollte am Ende in den Händen von Anlegern liegen.
Die Alteigentümer, die britischen Finanzinvestoren Terra Firma und CPI Capital Partners, wollten rund 600 Millionen Euro einnehmen. Über eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe neuer Aktien sollten dem Unternehmen 400 Millionen Euro zufließen, die zum Schuldenabbau gedacht waren.
Rettungsaktion für die neue Aktie scheiterte
Damit liegt nun auch die erdachte Finanzstrategie in Trümmern. Die Annington wollte mit dem Schuldenabbau eine bessere Bonitätsbewertung der Ratingagenturen erhalten. Diese wiederum hätte es dem Konzern ermöglicht, Unternehmensanleihen auszugeben. Damit wollte Annington-Chef Rolf Buch nach und nach die enormen Schulden von rund vier Milliarden Euro ablösen. Unternehmensanleihen sind in den Zinssätzen deutlich günstiger als die derzeitigen Hypotheken-Darlehen.
Ist der geplatzte Börsengang nun eine gute Nachricht für die Mieter der 180.000 Wohnungen, wie der Mieterbund meint? An der operativen Strategie des Konzerns mit seinen 2400 Mitarbeitern ändere die Absage nichts, sagte Buch. Das Unternehmen verfüge über eine „starke finanzielle Basis“, man werde das operative Geschäft weiter vorantreiben einschließlich des geplanten Investitionsprogramms.
Nach früheren Angaben plant die Annington innerhalb von fünf Jahren Investitionen von 800 Millionen Euro, 300 Millionen für den Umbau in altersgerechte Wohnungen, 500 Millionen für die energetische Sanierung. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Daniela Schneckenburger, sieht hingegen das Investitionsprogramm in Gefahr.
Offenbar war im Laufe des Dienstags – die Erstnotiz war für gestern geplant – noch versucht worden, den Börsengang über eine Reduzierung des Volumens zu retten. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert beteiligte Banker, wonach das Emissionsvolumen auf 650 Millionen Euro heruntergeschraubt worden war.
Beispiel LEG wirkte abschreckend
Aber auch das half nichts. In den Büchern waren die angebotenen Aktien lediglich zu 80 Prozent von Investoren gezeichnet. Um einen Börsengang erfolgreich über die Bühne zu bringen, ist eine mehrfache Überzeichnung nötig, die Nachfrage übersteigt dann also das Angebot um ein Mehrfaches. Nur so ist sichergestellt, dass die Banken später bei der Zuteilung eine gesunde Mischung aus Aktionären zusammenstellen können.
Für die Annington dürfte das Thema Börsengang zunächst erledigt sein. Schließlich sind es nicht allein die Börsenturbulenzen der vergangenen Tage, die den Börsengang ins Stolpern brachten, sondern die zu hohen Preisvorstellungen der Eigentümer. Sicherlich hatte auch die Kurs-Entwicklung beim Düsseldorfer Konkurrenten LEG abschreckend gewirkt. Die LEG hatte den Börsengang zu Jahresbeginn zwar gestemmt, aber die Aktien haben seither zehn Prozent verloren.