Hamburg. Die Talfahrt des deutschen Automarkts geht weiter. Rund fünf Prozent weniger Neuwagen seien im vergangenen Monat zugelassen worden, berichtet ein Brancheninsider. Der Branchenverband VDA hatte prognostiziert, dass in diesem Jahr zwischen 2,9 und 3 Millionen Pkw neu registriert werden dürften.
Der deutsche Automarkt hat seine Talfahrt im Juni fortgesetzt. Im vergangenen Monat seien rund fünf Prozent weniger Neuwagen auf Deutschlands Straßen zugelassen worden, sagte eine mit den Zahlen vertraute Person am Dienstag. "Das ist nicht gut, aber auch nicht so schlecht wie in den Monaten davor", fügte der Brancheninsider hinzu. Bereits im Mai waren Hoffnungen auf eine baldige Erholung am größten europäischen Pkw-Markt zerstoben. Lediglich im April hatten die Neuzulassungen leicht zugelegt, allerdings lag das auch daran, dass der Monat einige Arbeitstage mehr hatte.
Der Branchenverband VDA wird am Vormittag seine Einschätzung der Pkw-Nachfrage in Deutschland erläutern. Dabei könnte er die vor kurzem gesenkte Prognose präzisieren, wonach in diesem Jahr zwischen 2,9 und drei Millionen Pkw neu registriert werden dürften. Bisher war der Verband der Automobilindustrie (VDA) für dieses Jahr von gut drei Millionen verkauften Fahrzeugen ausgegangen, nachdem 2012 knapp 3,1 Millionen Pkw zu den Käufern gerollt waren. Die offiziellen Zulassungszahlen will das Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt im Laufe des Tages bekanntgeben.
Nachfrage lässt in ganz Europa nach
Die Nachfrage befindet in ganz Westeuropa im Rückwärtsgang: Im krisengebeutelten Italien schrumpften die Neuanmeldungen im Juni um 5,5 Prozent, in Frankreich wurden knapp neun Prozent weniger Neuwagen registriert. Allerdings gibt es Hoffnungen, dass die Talsohle bald erreicht ist. Experten begründen dies damit, dass der Rückgang zuletzt geringer ausfiel als in den Monaten davor.
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Bis die Nachfrage in Europa wieder anspringt, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. Unternehmensberater verweisen darauf, dass viele Europäer einen Neuwagenkauf wegen der Staatsschuldenkrise aufgeschoben haben und irgendwann zu den Autohändlern zurückkehren dürften. Wann das sein könnte, steht allerdings in den Sternen, denn die Autos halten heutzutage sehr viel länger: Das Durchschnittsalter der Pkw auf deutschen Straßen lag zuletzt bei 8,7 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 lag das Durchschnittsalter bei 7,7 Jahren. Zudem ist die Konjunktur in den europäischen Krisenländern unverändert schwach und die Arbeitslosigkeit hoch.
2012 war schlechtestes Autojahr seit 1995
2012 war mit zwölf Millionen verkauften Fahrzeugen das schlechteste Autojahr seit 1995. Für 2013 rechnen Experten in Westeuropa mit dem sechsten Rückgang in Folge.
Die dauerhaft niedrigen Neuzulassungen machen vor allem Massenherstellern wie Peugeot, Fiat und Opel zu schaffen, während Premiumautobauer wie BMW, Audi und Daimler mit seiner Pkw-Tochter Mercedes-Benz die Schwäche auf dem Heimatkontinent durch Exporte nach Nordamerika und China wettmachen. Am Nachmittag werden die Absatzzahlen aus den USA erwartet. Dort dürfte sich der Aufwärtstrend vergangener Monate fortgesetzt haben. (Reuters)