Essen. . Bereits 150 Betriebe der Kreativwirtschaft in Deutschland tüfteln Spiele für Handy, Smartphone, Tablet und Computer aus. Sie tragen Namen wie „GameDuell“ oder „Games Factory“ und haben ihren Sitz zumeist in den Metropolen wie Berlin. Auch im Ruhrgebiet lässt sich die Boombranche aufspüren.

Der Billardtisch und die Tischtennisplatte stehen unbenutzt im ehemaligen TV-Studio von Sat 1 am Berliner Hausvogteiplatz. Statt selbst zu spielen entwickeln die Angestellten von GameDuell in diesem Moment lieber Spiele für andere oder erholen sich auf der eigenen Terrasse in der Sonne von der Arbeit am Computer.

Über mangelnde Angebote ihrer Firma zur Regeneration können sich die 200 Beschäftigten nicht beklagen. „Der Wettbewerb um die wenigen hoch spezialisierten Experten in Technologie, Entwicklung, Game-Design und Marketing ist enorm“, erläutert Sprecher Axel Schmidt die Fürsorge. Weltweit heuert GameDuel­l mittlerweile Experten in Internettechnologien oder kreative Entwickler an.

Rob Leuchtenberger aus Mülheim an der Ruhr entwirft Monster und Flugobjekte für Computerspiele.
Rob Leuchtenberger aus Mülheim an der Ruhr entwirft Monster und Flugobjekte für Computerspiele. © Roy Glisson

Mit selbst entwickelten Spielen wie Fluffy oder Klassikern wie Skat wächst das Unternehmen kräftig weiter. Allein in diesem Jahr sollen noch einmal 100 Fachleute eingestellt werden. Die ganze Branche bewegt sich auf einem anhaltenden Wachstumspfad, weil mit der Verbreitung von Smartphones immer häufiger in Wartezimmern oder Bussen zum Zeitvertreib gespielt wird. Die Hersteller verzeichnen dabei einen Trendwechsel. Waren früher aufwendige Fantasy-Spiele in der Rangliste ganz oben, sind es heute leicht zu verstehende und einfache Programme. Die Unterhaltung am PC, Tablet oder Smartphone ist längst keine Männersache mehr. „Bei unseren Casual Arcade Games sehen wir je nach Plattform einen Anteil weiblicher Spieler von 70 bis 80 Prozent“, sagt Schmidt. Die Kunden kommen aus allen Schichten und Altersklassen.

Allein die Deutschen gaben nach Berechnungen des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) im vergangenen Jahr fast zwei Milliarden Euro für mehr als 73 Millionen Computerspiele aus. Zwischen den Anbietern hat sich ein heftiger Wettbewerb entwickelt. Branchenkenner erwarten einen weiteren Konzen­trationsprozess, dem vor allem kleinere Entwicklungsfirmen zum Opfer fallen.

Manche Spiele gibt's umsonst, die Extras kosten dann Geld

Das Geld wird mit ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen verdient. Der klassische Vertrieb über den Verkauf einer CD oder den Download im Internet wird durch neue Modelle ergänzt. Der Verkauf von Apps bringt ebenso wie Werbeeinblendungen bei Spielbeginn Geld ein. Groß im Kommen ist die zunächst kostenlose Einstiegsvariante eines Spiels. Zusätzliche Waffen oder andere Hilfen kosten dann kleine Beträge.

Kampf der Konsolen

PlayStation4:Endlich da! Bei ihrer Ankündigung wusste noch niemand, wie die PS4 aussieht, doch bei der E3-Konferenz wurde das schlanke Chassis erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die neue PlayStation-Generation ist nicht klein, aber merklich weniger sperrig als die nächste Xbox One. Sony beweist einmal mehr, dass man Erfahrung dabei hat, speziell für Konsolen angefertigte Hardware-Komponenten auf engstem Raum anzuordnen.
PlayStation4:Endlich da! Bei ihrer Ankündigung wusste noch niemand, wie die PS4 aussieht, doch bei der E3-Konferenz wurde das schlanke Chassis erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die neue PlayStation-Generation ist nicht klein, aber merklich weniger sperrig als die nächste Xbox One. Sony beweist einmal mehr, dass man Erfahrung dabei hat, speziell für Konsolen angefertigte Hardware-Komponenten auf engstem Raum anzuordnen. "Custom Made" nennt man das. Überraschung: Bei der Presskonferenz konnte das System die Publikumsgunst gewinnen, weil es anders als die Xbox-One den stressfreien Gebrauchtspielhandel erlaubt, keine Zwangsverbindung mit dem Internet verlangt und nur 399 Euro kostet - und damit 100 Euro weniger als die Xbox One. Klingt günstig, ist aber mit einer Einschränkung zu genießen: Die ebenfalls präsentierte Eye-Kamera muss man extra kaufen, Microsofts Kinect dagegen ist im Lieferumfang enthalten. Wann das Schmuckstück genau erscheint, ist unklar - bisher ließ Sony nur ein schwammiges "im Weihnachtsgeschäft" verlauten. Anscheinend hat der Hersteller erst kürzlich mit der Massenproduktion begonnen - eine weltweit gleichzeitige Veröffentlichung noch in diesem Jahr dürfte damit auf eher wackeligen Füßen. © Sony
"Killer Instinct": Das Comeback der Kult-Klopperei gehörte zu den wenigen Überraschungen. Allerdings wird das Beat'em Up nicht wie der Automaten- und Super-Nintendo-Klassiker von Rare, sondern von B-Entwickler Double Helix geschmiedet. Ungewöhnlich: Das Gemetzel wird als kostenloser Download zum Start der Xbox One bereitstehen - allerdings mit nur einem Charakter, jede weitere Figur kostet. Willkommen im Microsoft-Free-2-Play-Land! © Microsoft
"Ryse - Sons of Rome" war der Star der Microsoft-Veranstaltung - neben einem gewissen Master Chief. Das Römer-Gemetzel des deutschen Action-Experten CryTek ("Crysis") zeigte die altertümliche Antwort auf die Schlacht bei der Normandie und war zusammen mit "Battlefield 4" das visuelle Highlight der Pressekonferenzen. © Crytek
"The Order - 1886": Werwolf-Jagd mit Steampunk-Elementen und historischen Figuren: "The Order - 1886" von Sony Santa Monica und "Ready at Dawn" ("God of War") gehört zu 20 exklusiven Spielen, die bereits im ersten Jahr für die PS4 erscheinen sollen. © Sony
"Destiny": Das neue Spiel von "Halo"-Erfinder Bungie kommt über Activision für beide NextGen-Konsolen und PC. Wer auf einen neuen Ego-Shooter Marke Masterchief hofft, wird aber enttäuscht: Das postapokalyptische Online-Spektakel funktioniert aus Third-Person-Perspektive und nach MMO-Art - Tausende von Usern geben sich in einer persistenten Internet-Welt die Action-Klinke in die Hand. © Activision
"Knack": Noch ein Exklusiv-Titel für die PS4, der lieber klotzt, statt kleckert: Das bunte Comic-Adventure "Knack" wird von Sonys JapanStudio entwickelt und schickt einen putzigen Mini-Golem an die Klopper-Front, der sich durch den Konsum umliegender Schrott-, Fels- und Partikel-Teile gigantisch aufblähen kann. Beeindruckend. © Sony
"Mario Kart 8": Nintendo setzte bei seiner hauseigenen Veranstaltung "Nintendo Direct" (nur per Live-Stream) auf Altbewährtes: Zu den Hits gehörte das obligatorische "Mario Kart" - diesmal gibt die Rasselbande rund um den Kultklempner auf der Wii U Gas. © Nintendo
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Mit "Super Mario 3D Land" für den 3DS schickte Nintendo seinen Klempner erstmals in einen isometrischen Hupfkosmos, jetzt setzt man den erfolgreichen Trend mit "Super Mario 3D World" für Wii U fort. Erstmals dürfen auch vier Spieler gleichzeitig loslegen. © Nintendo
Nachdem man das letzte
Nachdem man das letzte "Donkey Kong Country" erst kürzlich von der Wii auf den 3DS transportiert hat, folgt Ende des Jahres die Wii-U-Fortsetzung: "Donkey Kong Country: Tropical Freeze" wird der erste Affentanz in HD, außerdem verspricht man neben gewohnt knackschwerem Hüpf-Parcours Primaten mit realistischem Flausche-Fell. © Nintendo
"Halo 5": Warum der Master Chief im ersten "Halo 5"-Video über seiner Rüstung noch eine Kutte trägt, ist unklar - aber entscheidend ist, dass er bald auch auf der Xbox One losballert: Microsoft setzt auf seine altbekannten Zugpferde. © Microsoft
"Killzone: Shadowfall": Sony hat für das erste Jahr der PlayStation4 zwölf neue Marken versprochen, doch auf der Messe hat man vor allem alte Bekannte gezeigt - darunter eine neue Episode im martialischen "Killzone"-Aufgebot: "Shadowfall" soll die Serie effekt- und bleihaltig auf das NextGen-Raumschiff beamen. © Sony
"The Elder Scrolls Online": Bethesdas erstes Online-Rollenspiel geht Ende des Jahres in die Betaphase - und die wird PS4-exklusiv. Selbst PC-Spieler schauen anfangs in die Röhre, wenn sie in den bekannten Fantasy-Landen gemeinsam auf EP- und Monsterjagd gehen wollen. © Bethesda
"Abe's Oddysee": Kult-Designer Lorne Lanning meldet sich zurück: Mit den neu gegründeten "Oddworld Inhabitants" präsentiert er eine Neuauflage seines 90er-Jahre-PlayStation-Hits "Abe's Oddysee". Das Download-Adventure erscheint für alle aktuellen und künftigen Konsolen, auch die Wii-U ist mit von der Partie. © Lorne Lanning
"Assassin's Creed 4": Black Flag": Von der amerikanischen Revolution zurück ins Piratenzeitalter: Das in der Karibik angesiedelte "Assassin's Creed 4": Black Flag" lässt uns gleich mehrere Insel-Archipele mit dem Schiff befahren und auf Wunsch auch zu Fuß abklappern. Piraten- und Assassinen-Chef Edward Kenway ist übrigens der Großpapa von Halbindianer Connor aus ""Assassin's Creed 3". © Ubisoft
"Dark Souls 2": Bald dürfen Rollenspieler wieder mächtig schwitzen: Mit "Dark Souls 2" setzen Namco Bandai und Japano-Entwickler From ihr gefeiertes Action-Rollenspiel für frustresistente Hardcore-Zocker fort. Wer hier Monsterköpfe rollen lassen will, braucht viel Zeit - und noch mehr Geduld. © Namco
"Watchdogs": Gehörte wieder zu den Messe-Highlights: Das bereits auf der letzten E3 gezeigte Cyber-Adventure "Watchdogs" von Ubisoft erscheint für aktuelle und kommende Konsolen, auch auf der Wii U darf sich der virtuelle Widerständler ins Netz hacken, um per Handy Stromnetze und ganze Betriebe lahmzulegen, während er mit Knarre und Handkante unter seinen Widersachern aufräumt. © Ubisoft
"Battlefield 4": Keine spielerische, aber eine technische Innovation: Das nächste "Battlefield" spielt Activisions "Call of Duty" zumindest visuell locker an die Wand. Über brachiale Effekte wie eine realistische, aufgepeitschte See im Sturm dürfen sich bald nicht nur Besitzer eines High-End-PCs, sondern auch Next-Gen-Konsolen-Besitzer freuen. © EA
"Xbox One": Will nicht in erster Linie ein Spielzeug, sondern ein Multimedia-Center sein: Microsofts neue, überraschend massive Konsole wurde für diesen November angekündigt und wird 499 Euro kosten. Die Kinect-Kamera ist im Lieferumfang enthalten, wird allerdings für ihr Potenzial als Wohnzimmer-Spitzel kritisiert, mit dem Microsoft Daten über die gefilmten Spieler erheben könnte. Der Hersteller selber hat solche Aussagen zu entkräften versucht, steht allerdings auch für seinen Online-Zwang in der Kritik: Die Cloud-hungrige Konsole will alle 24 Stunden mit den Microsoft-Servern verbunden werden, sonst streikt sie. Vorteil: Viele Spiele sollen Rechen-Operationen per Internet in die Cloud auslagern und dadurch bessere Optik liefern als Sonys PS4 - solange die entsprechenden Server intakt sind und der User am Netz hängt. © Microsoft
"Rayman Legends": Ubisofts herziges und Musical-inspiriertes Jump&Run-Großereignis sollte ursprünglich Anfang des Jahres und Wii-U-exklusiv erscheinen, wurde jetzt aber zum Multiplattform-Spektakel umfunktioniert und in den September verschoben. © Ubisoft
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Branchenriesen wie GameDuell sind längst weltweit aktiv. Nach eigenen Angaben klicken monatlich 500 Millionen Surfer die Webseite an. 80 Millionen haben sich als Spieler registriert. Der Boom hat längst auch Politiker und Hochschulen auf den Plan gerufen. Denn die Branche schafft hochqualifizierte Jobs. Derzeit geht BIU von rund 10 000 Beschäftigten in 150 Unternehmen aus.

Games-Desgin kann man sogar studieren

Die Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft bietet einen eigenen Studiengang zum Games-Designer an. Für die 40 Plätze pro Semester bewerben sich zehn Mal so viele Interessenten. Die Hauptstadt gilt als eine der Hochburgen des Indus­triezweigs.

Auch im Ruhrgebiet gibt es eine Initiative, die die Spieleentwicklung voranbringen soll. In der Mülheimer Games Factory bekommen sie nicht nur günstige Büros, mit der Game Developement Initiative Ruhr auch tatkräftige Unterstützung beim Anzapfen von Fördertöpfen. „Denn ohne eine solche Unterstützung läuft in Deutschland sehr wenig“, sagt Thomas Müller von der Wirtschaftsförderung Mülheim. „In Deutschland sind Risikokapitalgeber leider immer noch sehr zurückhaltend, was das Thema Games betrifft.“