Düsseldorf. . Die Aussicht auf eine Rettung des angeschlagenen Solarkonzerns Solarworld hat an der Börse für Furore gesorgt. Obwohl die Kleinaktionäre nach derzeitigem Stand die großen Verlierer sind, griffen die Anleger am Montag zu. Die Aktie schnellte um ein Viertel in die Höhe und notierte bei 85 Cent.
Die Aussicht auf eine Rettung von Solarworld hat den Aktienkurs des Konzerns kräftig angetrieben. Die im vergangenen März aus dem Technologie-Index TecDax geflogene Aktie gilt schon länger als Spielball spekulativ orientierter Anleger - am Montag schnellte sie um 32 Prozent auf 91 Cent in die Höhe. Der Handelsumsatz lag zweieinhalb Mal höher als an einem durchschnittlichen Handelstag. Am Dienstag will Solarworld den aktuellen Stand der Sanierung bekanntgeben - Kleinaktionäre sind nach derzeitigem Stand die großen Verlierer.
Reuters hatte bereits am Wochenende von mit den Verhandlungen vertrauten Personen erfahren, dass sich der einstige Branchenprimus mit rund 98 Prozent der Schuldscheingläubiger auf einen Plan geeinigt hat. Der sehe unter anderem einen Schuldenschnitt vor und den Einstieg des katarischen Investors Qatar Solar Technologies. Firmengründer Frank Asbeck und Qatar Solar Technologies wollen rund zehn beziehungsweise 30 Millionen Euro investieren und so zusammen auf knapp unter 50 Prozent der Anteile kommen, wie zwei Insider erklärten. Den Kleinaktionären blieben nur 3,6 Prozent, der Rest solle künftig den bisherigen Gläubigern gehören. Solarworld wäre mit der Einigung rund zwei Drittel seiner mehr als 900 Millionen Euro Schulden los. Der Konzern wollte dazu keine Stellung nehmen.
Analysten sind skeptisch
Die Gläubiger sollen auf fast zwei Drittel ihrer Forderungen verzichten, vom Unternehmen erhielten sie im Gegenzug dafür gut 35 Millionen Euro in bar. Bis 2016 könnten in drei Raten fast 75 Millionen Euro hinzukommen. Dem Sanierungsplan müssen aber auch die Gläubiger zweier Anleihen über zusammen 550 Millionen Euro zustimmen. Sie sollen mit den Schuldscheingläubigern gleich behandelt werden und treffen sich am 8. und 9. Juli in Bonn.
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LBBW-Analyst Erkan Aycicek bleibt kritisch: "Es ist zu früh, um euphorisch zu sein." Equinet-Analyst Stefan Freudenreich sagte: "Die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen bestehen bleibt, ist gestiegen." Das sei gut für die Mitarbeiter. "Für die Anleger sieht das natürlich anders aus." Freudenreich betonte, bis zur endgültigen Rettung blieben deutliche Risiken. Zudem sei es fraglich, ob das bisherige Geschäftsmodell trage und die Rückkehr zur Profitabilität ermögliche.
Solarworld hofft von den umstrittenen Schutzzöllen der EU für Solarmodule aus China zu profitieren. Die Billigprodukte sollen damit in Europa so teuer werden, dass Solarworld wieder konkurrenzfähig produzieren kann. Im ersten Quartal musste Solarworld allerdings nochmals Verluste verkraften: Operativ lag das Minus bei 36 Millionen Euro und netto bei 40 Millionen. (rtr)