Essen. . 400 Millionen Euro sollen das Bochumer Wohnungsunternehmen Deutsche Annington stärken. Der überwiegende Teil der Wohnungen der 180.000 Wohnungen befindet sich in NRW. Der Mieterbund warnt vor zu hohen Ausschüttungen.
Nach der Düsseldorfer LEG Immobilien strebt nun auch der Branchenprimus Deutsche Annington an die Börse. Die Aktien des Bochumer Wohnungsunternehmens, das gut 180.000 Wohnungen besitzt, sollen noch dieses Jahr in den Handel kommen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Beobachter gehen davon aus, dass die Annington-Aktien noch vor der Sommerpause Anfang Juli an der Börse notiert sein werden.
Der britische Finanzinvestor Terra Firma leitet damit offiziell den schrittweisen Rückzug aus der Gesellschaft ein. Daneben hält der Finanzinvestor CPI Capital Partners knapp 15 Prozent. Zunächst sollen 25 Prozent der Geschäftsanteile an private Aktionäre gehen. Weitere Anteilsverkäufe, die zu einer Minderheitsbeteiligung von Terra Firma führen, seien nicht ausgeschlossen, hieß es im Unternehmensumfeld. Derzeit ist das Unternehmen nach Abzug der Schulden 4,25 Milliarden Euro wert (Nettovermögenswert).
Mietsteigerungen im "erträglichen Maße"
Der überwiegende Teil der Wohnungen der Annington, die sich laut Aussagen von Vorstandschef Rolf Buch zu den zehn größten europäischen Immobilien-Unternehmen zählt, befindet sich in NRW. So gehören zum Wohnungsbestand die ehemaligen RWE-Werkswohnungen wie auch die früheren 130 000 Wohnungen von Vittera, die von Eon übernommen worden waren.
Auch interessant
Mit Blick auf mögliche Sorgen der Mieter sagte Vorstandschef Buch, es seien „langfristig nur fünf Prozent des Portfolios zum Verkauf vorgesehen“. Annington rangiere mit einer Investitionsquote von 18 Euro pro Quadratmeter in der Spitze, so Buch. Innerhalb von fünf Jahren wolle das Unternehmen 500 Millionen Euro in die energetische Sanierung der Wohnungen stecken, weitere 300 Millionen in den Ausbau von altersgerechten Wohnungen mit verbreiterten Türen und angepassten Bädern. Das werde zwar zu Mietsteigerungen führen, aber im „erträglichen Maße. Wir wollen ja, dass die Leute weiter bei uns wohnen bleiben“, sagte Buch.
Kundenservice- und -zufriedenheit "auch künftig im Fokus"
Die Mietpreissteigerungen hätten sich in der Vergangenheit im Schnitt bei zwei Prozent auf Höhe der Teuerungsrate bewegt. Kundenservice- und -zufriedenheit „werden auch künftig im Fokus stehen,“ teilte das Unternehmen mit. Man werde sich darauf konzentrieren, „unseren Kunden bezahlbaren Wohnraum anzubieten“. Gleichwohl warnt der NRW-Mieterbund die künftigen Anteilseigner vorsorglich, „Ausschüttungen vorzunehmen, die nicht zu vertreten sind“ und zu Lasten der Substanz gingen.
Annington macht sich mit einer komplexen Finanzierungsstrategie fein für die Börse. Zum einen sollen der Gesellschaft nach dem Börsengang über eine Kapitalerhöhung 400 Millionen Euro verbleiben, die den Schuldenstand drücken. Den überwiegenden Teil der Verkaufserlöse der Aktien erhalten die bisherigen Eigentümer. Daneben will Annington eine in Aussicht stehende Bonitätsbewertung nutzen, um Unternehmensleihen zur Refinanzierung der Schulden auszugeben. Die Konditionen für Unternehmensanleihen sind derzeit für ausgebende Unternehmen vergleichsweise günstig.
Als künftiger Aufsichtsratschef der Deutschen Annington ist der frühere Eon-Chef Wulf Bernotat vorgesehen.