Essen. . Die viel zu kalten Frühjahrsmonate März und Mai werden nach Einschätzung von Experten die Heizkosten in die Höhe treiben. Das Verbraucherportal Verivox hat ausgerechnet, dass ein vierköpfiger Musterhaushalt in diesem Mai 70,10 Euro für Gas zahlen muss. Im Vorjahresmonat waren es nur 57,47 Euro.

Viele Mieter haben noch nicht die Heizkostenabrechnung für 2012 erhalten, da müssen sie schon die nächste Nachzahlung für 2013 befürchten. Nach dem strengen Winter verlängert sich die Heizperiode vermutlich über den meteorologischen Sommeranfang am Samstag hinaus. Denn die Temperaturen in diesem Frühling liegen deutlich unter dem langjährigen Mittelwert.

In Essen waren der März 3,2 und der Mai 1,2 Grad zu kalt. Nur der April war eine Spur wärmer als das langjährige Mittel. Aber auch der Winter schlug ins Kontor. Im Februar war es 1,9 Grad kälter als üblich, im Januar 0,5 Grad. „Februar bis Mai waren eindeutig kühler als normal. Wir rechnen deshalb für 2013 mit einem höheren Heizungsverbrauch“, sagt Steffen Bukold vom Forschungs- und Beratungsbüro Energy Comment. Ging der Heizölabsatz im März der vergangenen Jahre stets zurück, gab es 2013 einen deutlichen Ausschlag nach oben. Mit 1,8 Millionen Tonnen erklomm der Heizölabsatz im März ein Mehrjahreshoch. Verantwortlich macht Bukold dafür neben der Kälte auch den im Frühjahr vorübergehend gesunkenen Ölpreis.

In der Verbilligung sieht der Experte allerdings keinen Trend. Im Gegenteil: Energy Comment rechnet damit, dass Ölheizungen bis 2020 rund 50 Prozent mehr Kosten verschlingen werden. Bis 2030 halten die Berater gar eine Verdoppelung des Heizölpreises für möglich.

Die monatlichen Heizkosten im Durchschnitt
Die monatlichen Heizkosten im Durchschnitt © WNM

Wegen der Bindung an den Ölpreis dürften auch die Gaspreise in die Höhe gehen. Und das bei wachsendem Verbrauch. Wegen des kalten Winters stieg der Gasverbrauch im ersten Quartal 2013 nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland um 8,7 Prozent auf 345 Milliarden Kilowattstunden. Zugleich sank der Stromverbrauch wegen der schwachen Konjunktur um 2,4 Prozent auf 135 Milliarden Kilowattstunden.

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Das Statistische Bundesamt hat errechnet, dass die Verbraucher im vergangenen Jahr 10,4 Prozent mehr für Gas ausgeben mussten als noch 2010. Beim Heizöl habe der Preissprung gar 35,7 Prozent betragen. Die Ausgaben für Fernwärme und Zentralheizung seien um 16,3 Prozent gestiegen.

Mehrkosten für Frühlingsmonate

Und was erwarten die Experten für das laufende Jahr? Auf Basis der Temperaturen und des Gaspreisindex hat das Verbraucherportal Verivox hochgerechnet, was auf die Haushalte wegen des miesen Wetters zukommt. Ein Vier-Personen-Haushalt, der 20 000 Kilowattstunden (KWh) pro Jahr verheizt, muss sich danach darauf einstellen, für Mai 70,10 Euro für Gas zu bezahlen. Im Mai 2012 waren es nur 57,47 Euro, im Mai 2011 sogar nur 54,99 Euro. Ein Single-Haushalt mit 7000 kWh Jahresenergieverbrauch ist mit 29,09 Euro in diesem Mai dabei. 2012 lagen die Heizkosten bei 23,85 Euro, 2011 bei 22,82 Euro.

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Mieterbund: Abrechnungen oft fehlerhaft

Der Deutsche Mieterbund (DMB) gibt sich noch gelassen, sieht auf die Verbraucher aktuell wegen der Kälte keine zusätzliche Kostenlawine zurollen. „Viel wichtiger für die Heizkosten sind die Monate Oktober, November und Dezember“, sagt DMB-Geschäftsführer Ulrich Ropertz. Da das Wetter und auch die weitere Entwicklung der Energiepreise nicht seriös vorausgesagt werden könne, lasse sich auch jetzt noch nicht ermessen, ob auf Mieter für 2013 hohe Nachzahlungen zukommen.

Der Mieterbund rät dazu, vorsichtshalber schon jetzt Geld an die Seite zu legen und bei hohen Nachforderungen mit dem Vermieter gegebenenfalls eine Ratenzahlung zu vereinbaren. Und Ropertz ruft dazu auf, die Abrechnungen genau zu prüfen und möglicherweise die örtlichen Mietervereine um Hilfe zu bitten. Der DMB-Geschäftsführer: „Heizkostenabrechnungen sind oft fehlerhaft.“