Essen. . Hauptversammlung von Deutschlands größtem Energiekonzern Eon in der Essener Grugahalle: Konzernchef Teyssen musste sich Kritik von Aktionären gefallen lassen. Einige Anleger zweifeln daran, dass sich die riskante Expansion in Brasilien für Eon auszahlt.

Der beschleunigte Atomausstieg, unrentable Gaskraftwerke, Rezession und sinkende Energienachfrage – spricht Johannes Teyssen über Deutschland und Europa, stehen die Probleme im Mittelpunkt. Ins Schwärmen gerät der Chef von Deutschlands größtem Energiekonzern Eon, wenn es um seine Expansionspläne fürs ferne Ausland geht.

Vor allem Brasilien hat es dem Manager aus Düsseldorf angetan. Doch bei einigen Aktionären stößt auf Skepsis, dass der Eon-Konzern sein Heil jenseits wohl vertrauter Märkte sucht. Entsprechend stark war die Kritik an Teyssens Strategie während der Hauptversammlung in der Essener Grugahalle.

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„Man hat den Eindruck, Eon verdient sein Geld in Deutschland, um es im Ausland zu verbrennen“, sagte zum Beispiel Ingo Speich, Manager von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. „Wir befürchten, dass Brasilien eine Risikoklasse ist, die für Eon im Zweifel eine Nummer zu groß ist.“ Außerdem sei Korruption in Brasilien „bekanntlich ein großes Thema“. Auch die Expansion von Eon in der Türkei betrachte Union Investment skeptisch.

Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) zeigte sich ebenfalls besorgt und fragte, ob sich Eon wie Thyssen-Krupp auf „brasilianische Verhältnisse“ gefasst machen müsse. Der Essener Konzern hatte beim Bau eines Stahlwerks viele Milliarden Euro in den Sand gesetzt. Auf dem Podium in der Grugahalle dürfte auch Ulrich Lehner aufmerksam zugehört haben. Der neue Aufsichtsratschef von Thyssen-Krupp sitzt auch im Kontrollgremium von Eon.

Dividende wird künftig vermutlich kleiner ausfallen

Konzernchef Teyssen versuchte, die Sorgen der Anleger zu zerstreuen. „Brasilien und die Türkei werden Ihnen morgen noch viel Freude bereiten“, sagte er.

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Allerdings brauche es zwei oder drei Jahre, bis sich die Investition in Form von Gewinnen auszahle. Zunächst einmal müssen sich die Aktionäre allerdings auf magere Zeiten einstellen. Mit Blick auf die künftige Dividende erklärte Teyssen: „Wir werden die 1,10 Euro je Aktie für 2013 nicht halten können.“

„Wer wagt, kann mit solchen Zukunftsgeschäften viel gewinnen. Wer sich trotz schrumpfender Basis in der Heimat ängstlich bewegt, hat schon verloren“, sagte Teyssen. Man könnte es als Anspielung auf den Essener Konzern RWE verstehen. Jedenfalls setzt der Eon-Konkurrent bewusst auf eine andere Strategie: Der Schwerpunkt des Geschäfts soll in Europa bleiben.

„Lassen Sie sich in Südamerika nicht über den Tisch ziehen“

Für den Bau von Kraftwerken hat sich Eon-Chef Teyssen in Brasilien mit dem deutschstämmigen Milliardär Eike Batista und dessen Stromkonzern MPX verbündet. Nun häufen sich die kritischen Nachfragen. Denn Eon musste schon einiges an Geld nachschießen – offenbar angesichts finanzieller Probleme des Geschäftspartners. Das Investment beträgt inzwischen mehr als 1,1 Milliarden Euro.

„Lassen Sie sich in Südamerika nicht über den Tisch ziehen, Herr Teyssen“, mahnte Fondsmanager Speich. „Statt internationaler Experimente mit ungewissem Ausgang wünschen wir uns als Aktionäre von Eon eine verlässliche Dividendenpolitik. Keine Experimente mehr.“