Düsseldorf. Der Energieversorger Eon erwartet für das laufenden Jahr einen kräftigen Gewinnrückgang. Schuld ist die Marktschwäche in Europa und die Energiewände. Eine Konsequenz ist der Abbau von 11 000 Stellen bis 2015, 6 000 davon in Deutschland, zusätzlich soll der Verkauf von Anteilen Geld in die Kasse bringen.

Deutschlands größter Energieversorger Eon hat im vergangenen Jahr seinen nachhaltigen Konzernüberschuss um 67 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz erhöhte sich um 17 Prozent auf 132 Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Die deutliche Ergebnisverbesserung ist allerdings zum großen Teil auf Einmaleffekte aus der Neuverhandlung der Gaslieferverträge und auf den Wegfall der Belastungen aus dem Kernenergieausstieg zurückzuführen. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern wegen der Marktschwäche in Europa und der Lasten der Energiewende wieder einen Rückgang des nachhaltigen Konzernüberschusses auf 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro. Der Ausblick des Konzerns fiel deshalb auch eher pessimistisch aus. Die teuren Gaskraftwerke des Unternehmens verdienen kaum mehr Geld. Konzernchef Johannes Teyssen droht seit Wochen unverhohlen mit Schließung - auch am Mittwoch bei der Bilanzvorlage.

Die Marktschwäche in Europa und die Energiewände sind schuld am Gewinnrückgang

Konzernchef Teyssen betonte, der Konzern habe "keinen Anlass, die Hände in den Schoß zu legen". Denn vor allem in der konventionellen Stromerzeugung blieben Absatz und Ergebnis unter Druck. Der Manager kritisierte, moderne Gaskraftwerke seien derzeit kaum rentabel zu betreiben, obwohl sie für die Systemstabilität dringend gebraucht würden. "Hier muss die Politik schnell handeln, sonst müssen wir Anlagen stilllegen", sagte Teyssen.

Der Eon-Chef bekräftigte gleichzeitig seine Pläne zur Neuausrichtung des Unternehmens. "Wir erschließen uns derzeit Wachstumsmärkte wie die Türkei, Russland und Brasilien." Zudem investiere Eon überdurchschnittlich in Erneuerbare Energien und treibe den Ausbau des Geschäftsfeldes Dezentrale Erzeugung voran. Auch die eigenen Gasförderung will der Konzern im Gegensatz zum Rivalen RWE weiter ausbauen.

Verkauf von Anteile soll Geld in die Kasse bringen

Nachdem das Unternehmen inzwischen bereits rund 17 Milliarden Euro durch den Verkauf von Geschäftsteilen eingenommen hat, kündigte der Vorstand am Mittwoch weitere Schritte an. So sollen bis spätestens 2014 die Regionalversorger Eon Westfalen Weser und Eon Mitte einen neuen Eigentümer bekommen. Zudem will Eon seine Anteile am britischen Urananreicherungsunternehmen Urenco verkaufen. Die drei Verkäufe sollen den Düsseldorfern weitere zwei Milliarden Euro in die Kassen bringen. Damit gingen aber auch substanzielle Ergebnisbeiträge verloren, betonte Finanzchef Marcus Schenck.

Voraussichtlich werde 2013 ein um Sondereffekte bereinigter nachhaltiger Konzernüberschuss von 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro erreicht nach 4,2 Milliarden Euro im Jahr zuvor, teilte das Unternehmen mit. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sinkt von 10,8 Milliarden auf voraussichtlich 9,2 bis 9,8 Milliarden Euro. Die Dividende für 2012 soll wie geplant bei 1,10 Euro liegen (plus 10 Cent). Künftig soll dann kein absolutes Dividendenziel mehr benannt werden, sondern eine Ausschüttungsquote von 50 bis 60 Prozent des Konzernüberschusses.

Zusätzlicher Personalabbau nicht bekannt

Eon baut bis 2015 rund 11 000 Stellen ab, davon 6000 in Deutschland. Dies ist schon länger bekannt, ein Sozialplan wurde bereits vereinbart. Zusätzlicher Personalabbau sei nicht geplant, sagte Personalvorstand Regine Stachelhaus.

Wie schon mehrfach seit Jahresbeginn forderte Teyssen nachdrücklich gesetzliche Eingriffe in den CO2-Handel wegen der stark gesunkenen Preise für Verschmutzungsrechte. "Wenn Klimaschutz und CO2 keinen Wert haben, lohnt es sich auch nicht, klimaschonende Gaskraftwerke einzusetzen", sagte Teyssen. Wenn die Wirtschaftlichkeit der Gaskraftwerke nicht wiederhergestellt werde, würden sie außer Betrieb genommen. "Wir sind keine Spielverderber, aber eben auch nicht die Lastesel der Energiewende", sagte Teyssen.

Eon senkt deutlich die Investitionen. Waren es 2012 noch 7 Milliarden Euro, sollen in diesem Jahr nur noch 6 Milliarden Euro sein - 2015 will Eon nur noch 4,5 Milliarden Euro investieren. (dapd)