Berlin. Der Stromanbieter Flexstrom ist insolvent. Das Berliner Unternehmen mit mehr als 500.000 Kunden meldete am Freitag Insolvenz an, wie Flexstrom mitteilte. Ursache für die Insolvenz sei vor allem die schlechte Zahlungsmoral zahlreicher Stromkunden.

Der einst größte unabhängige Stromanbieter Deutschlands, FlexStrom, aus Berlin, ist pleite. Ursache für die Insolvenz sei "vor allem die schlechte Zahlungsmoral zahlreicher Stromkunden", teilte das Unternehmen am Freitag in Berlin mit. Nach der "schädigenden Berichterstattung vereinzelter Medien" zahle nur ein Teil der Kunden seine Rechnungen pünktlich.

Im Herbst hatte das "Handelsblatt" von angeblichen Finanzproblemen bei Flexstrom berichtet. Dies habe die Kunden verunsichert, erklärte Flexstrom. Mit rund 100 Millionen Euro seien Kunden bei Flexstrom und seinen Tochtergesellschaften OptimalGrün und Löwenzahn Energie im Rückstand. Auch für die beiden Tochtergesellschaften sei Insolvenz angemeldet worden, das Geschäft der Gastochter FlexGas hingegen werde von einem Investor weitergeführt.

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Im Sommer 2011 war bereits der Flexstrom-Konkurrent Teldafax pleite gegangen. Viele Kunden hatten für ihren Strom Vorauszahlungen an Teldafax geleistet, für die sie nach der Pleite keine Gegenleistung mehr erhielten. Dies sorgte für Verärgerung bei vielen Verbrauchern.

Harter Winter hat Flexstrom vor Probleme gestellt

Flexstrom teilte am Freitag mit, das Unternehmen könne die Rückstände der Kunden "nicht mehr selbst schultern". Während die Gelder von Kunden ausblieben, müsse das Unternehmen Kosten für Stromeinkauf und Netzentgelte begleichen. Man sei "profitabel, aber nicht mehr liquide", teilte die Geschäftsführung mit. Noch 2012 seien gut 20 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet worden. Während die Einnahmen von verunsicherten Kunden ausgeblieben seien, hätten Stromeinkauf und Netzentgelte weiter beglichen werden müssen, teilweise versehen mit erheblichen weiteren Sicherheitsleistungen. Außerdem hätten Lieferanten die negative Berichterstattung "zum Anlass genommen, rechtswidrige Forderungen aufzustellen, und so das Marktgeschehen beeinträchtigt".

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Der harte Winter stelle eine zusätzliche Belastung dar, erklärte das Unternehmen. Kunden zahlten nur ihre normalen Abschläge. Gleichzeitig müsse Flexstrom mehr Energie einkaufen. Dafür sei Flexstrom mit seinen Tochterunternehmen "selbst notgedrungen mit einem Millionenbetrag in Vorleistung" gegangen.

Die 2003 gegründete Flexstrom arbeitete seit 2009 profitabel, wie das Unternehmen betonte. Das Unternehmen haben nach externen Finanzpartnern gesucht. Jedoch seien diese Finanzierungsmöglichkeiten Flexstrom verwehrt geblieben, weil einzelne Medien mit ihrer Berichterstattung "die Kreditwürdigkeit des Unternehmens schädigten". Banken und Investoren hätten sich von den Berichten "verunsichern und abschrecken" lassen.

Die Insolvenz sei nach knapp zehnjähriger Unternehmensgeschichte "ein harter Schlag", erklärte Flexstrom. Auch die Strukturen auf dem deutschen Strommarkt, auf dem wenige große Unternehmen beherrschend seien, hätten Flexstrom das Geschäft erschwert.

Was sollten Flexstrom-Kunden jetzt tun? 

Der Versorger Flexstrom meldete am Freitag Insolvenz an. Kunden können aber zunächst gelassen bleiben: "Es besteht kein Grund zur Panik", sagte Jürgen Schröder von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: "Strom wird weiterhin fließen." Die wichtigsten Fragen und Antworten für betroffene Verbraucher:

Was bedeutet die Insolvenz für die Kunden?

Grundsätzlich gilt: Die Verträge zwischen dem Energieversorger und den Kunden bestehen weiter. "Sie haben einen Anspruch auf Erfüllung", erklärt Schröder. Das heißt, Flexstrom und die Tochterunternehmen müssen die Kunden weiter beliefern. Erst wenn das nicht mehr möglich sei, springe der Grundversorger ein. "Das kostet dann zwar etwas mehr." Im Dunkeln sitzen müsse aber kein Kunde.

Was sollten Kunden jetzt tun?

Aktiv werden müssen Verbraucher vorerst nicht. "Sie können abwarten, bis ein Insolvenzverwalter bestellt wurde", sagt Schröder. Denn erst dann werde entschieden, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Die monatlichen Abschläge sollten weiter bezahlt werden. "Auch die Kunden müssen den Vertrag ja erfüllen."

Was passiert mit Vorauszahlungen?

Wer seinen Stromverbrauch im Voraus bezahlt, sollte jetzt vorsichtig sein, empfiehlt Schröder. "Solange man nicht weiß, ob das Unternehmen auch ein Jahr lang Strom liefern kann, sollte man nicht zahlen." In diesem Fall sollten Kunden dem Versorger schriftlich mitteilen, dass sie die Vorauszahlung erst überweisen, wenn sichergestellt sei, dass die Versorgung auch gewährleistet wird. (afp/dpa)