Essen. . Ist der Stahl, mit denen Autos gebaut werden, seit Jahren überteuert gewesen? Das Kartellamt hat Ermittlungen aufgenommen – auch gegen Thyssen-Krupp. Dem Stahlkonzern drohen Bußgelder und Schadenersatzforderungen, sollten ihm Preisabsprachen zu Lasten großen Autokonzernen nachgewiesen werden.
Das könnte teuer werden für Thyssen-Krupp: Sollte es zutreffen, dass es schon seit 15 Jahren Preisabsprachen unter Stahlkonzernen zu den Lieferverträgen mit großen Autoherstellern gab, drohen dem Essener Konzern empfindliche Schadenersatzforderungen durch die betroffenen Unternehmen. Hinzu könnte eine Strafe durch das Bundeskartellamt kommen.
Ende Februar hatte Thyssen-Krupp bestätigt, dass auf Veranlassung des Kartellamts Geschäftsräume des Konzerns in Duisburg durchsucht wurden. Unter Berufung auf einen Insider berichtete nun das „Handelsblatt“, dass es bereits seit 1998 Absprachen zwischen Stahlkonzernen über die Preise für Autohersteller gegeben habe. Im Visier der Ermittler stehen neben Thyssen-Krupp auch Voestalpine und Arcelor-Mittal.
Allein Thyssen-Krupp erzielt im europäischen Stahlgeschäft rund ein Drittel des jährlichen Umsatzes von elf Milliarden Euro mit der Automobilindustrie. Zu den wichtigsten Abnehmern zählen Daimler, Volkswagen, Ford und Opel. Mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen wollte sich Thyssen-Krupp nicht äußern. „Kartellverstöße werden im Konzern in keiner Weise geduldet“, hatte das Unternehmen bereits Ende Februar erklärt.
Hiesinger möchte mit aller Härte gegen Kartellsünder vorgehen
Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte angekündigt, er wolle mit aller Härte gegen Kartellsünder in den eigenen Reihen vorgehen. Wenn ein Mitarbeiter gegen die Wettbewerbsgesetze verstoße, werde er gefeuert, sagte Hiesinger. Das „Handelsblatt“ berichtete nun, die kompromisslose Haltung führe dazu, dass Mitarbeiter bei internen Ermittlungen lieber schweigen. „Warum soll ich denen etwas über die Absprachen verraten, wenn ich dafür nur entlassen werde?“, zitierte das Blatt einen angeblich am Kartell beteiligten Mitarbeiter.
Auch ein Schienenkartell, an dem Thyssen-Krupp beteiligt war, hatte die Wettbewerbsbehörden auf den Plan gerufen. In den Jahren 2001 bis 2011 gab es illegale Preisabsprachen für Schienenlieferungen an die Deutsche Bahn. Allein Thyssen-Krupp musste gut 100 Millionen Euro Bußgeld zahlen.