Bergkamen. Die Traditionsfirma aus NRW will mit den ehemals zum Metro-Konzern gehörenden Modemärkten seine Position stärken. Geboten sind derzeit 53 Millionen Euro für knapp die Hälfte der Adler-Aktien.
In die deutsche Textilbranche kommt Bewegung: Die Traditionsfirma Steilmann will sich die Adler Modemärkte krallen. "Durch die Übernahme ergeben sich sowohl für Steilmann als auch für Adler erhebliche Chancen für eine erfolgreiche Zukunft", frohlockte Steilmann am Donnerstag. Mit der Übernahme der börsennotierten Firma festige Steilmann seine Marktposition in Europa. "Andererseits eröffnen sich für Adler neue strategische Optionen, beispielsweise über die mögliche Nutzung der Einkaufs- und Produktionskapazitäten von Steilmann in Fernost." Die Adler-Führung erklärte, sie werde die Offerte prüfen und dann Stellung dazu nehmen.
Im Falle einer geglückten Übernahme kämen zwei ehemals Lahme zusammen: So machte Adler seinerzeit dem Düsseldorfer Metro-Konzern wenig Freude. Der Handelskonzern hatte die Aschaffenburger Tochter jahrelang zum Verkauf feil geboten, bevor sie 2009 von der auf Beteiligungen spezialisierten Gesellschaft Blu O übernommen wurde. Seitdem prosperiert der Textilhändler, der mit der TV-Moderatorin Birgit Schrowange und dem schwergewichtigen früheren Fußball-Manager von Bayer Leverkusen Rainer Calmund Imagepflege betreibt.
Adler seit 2011 an der Börse
2011 ging Adler an die Börse. Im vergangenen Jahr setzte die Modekette mit rund 4400 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich und Luxemburg rund eine halbe Milliarde Euro um und damit zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis kletterte um 14 Prozent auf 35 Millionen Euro. Seine für Donnerstag angesetzt Bilanzpressekonferenz hatte Adler kurzfristig abgesagt.
Steilmann wurde vor 55 Jahren von Klaus Steilmann gegründet. 2006 war die Traditionsfirma nur durch ihren Verkauf an die italienische Miro-Radice-Gruppe knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt. Die Gruppe firmiert inzwischen unter Steilmann Holding und beschäftigt rund 7000 Mitarbeitern in 18 Ländern, rund 1900 davon in Deutschland. Der Konzern ist in den Geschäftsbereichen Mode und Heimtextilien unterwegs.
Adler soll an der Börse bleiben
Die Steilmann Holding und der Finanzinvestor Equinox als ihr Partner hätten bereits mit der Beteiligungsgesellschaft BLuO verbindlich vereinbart, deren 49,96 Prozent an Adler zu übernehmen, teilten die Unternehmen mit. BluO ist das Investmentvehikel der umstrittenen Unternehmer Peter Löw und Martin Vorderwülbecke, in deren Besitz jüngst die Nachrichtenagentur dapd Pleite ging.
Steilmann will für knapp die Hälfte an Adler gut 53 Millionen Euro hinblättern. Je Aktie betrage der Kaufpreis 5,75 Euro. An der Börse war die Modehandelskette zuletzt deutlich höher bewertet. Am Mittwoch verloren die Papiere mehr als zehn Prozent auf 6,27 Euro. Steilmann kündigte an, den restlichen Adler-Aktionären ein Pflichtangebot mit dem gesetzlichen Mindestpreis unterbreiten zu wollen. Nach Reuters-Daten liegt der gewichtete Drei-Monats-Durchschnittskurs bei knapp sechs Euro. Nach den Vorstellungen von Steilmann soll Adler an der Börse bleiben und als eigenständige Marke weitergeführt werden. Es werde weiter wert auf einen breiten Streubesitz gelegt. (rtr)