Rünthe. .

„Das war doch der Brand, der fährt weiter, der hat Angst, wie immer.“ Rund 50 aufgebrachte Beschäftige der Wattenscheider Firma Solutions Modelogistik, zwischenzeitlich ein Unternehmen der Steilmann Holding AG (früher Miro Radici AG) in Rünthe, kamen gestern mit dem Bus aufs Firmengelände an der Industriestraße.

Sie wehrten sich „gegen das menschenverachtende Verhalten gegenüber langjährigen Mitarbeitern des Hauses“.

Keine Nachricht, keine Kündigung

Denn die Belegschaft des Werkes in Wattenscheid ist seit zwei Wochen arbeitslos. Am 1. Oktober stand sie vor verschlossenen Toren. Keine Nachricht, keine Kündigung. „Für uns steht alles auf dem Spiel“, sagt ein Mitarbeiter, der seit 35 Jahren im Unternehmen tätig ist. Wie die meisten anderen Demonstranten auch, die sich abserviert fühlen. Ob sie noch einen Gehaltscheck bekommen? „Keine Ahnung“, sagt einer. „Wir retten die Firma, und jetzt kriegen wir einen Arschtritt.“

Deshalb hätte die Belegschaft nur allzu gern mit dem Geschäftsführer des Unternehmens, eben jenen oben erwähnten Wolfgang Brand, oder dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Michele Puller gesprochen. Aber die Herrschaften ließen sich nicht blicken. Dabei „hätten die Leute ein paar Worte verdient“, tönte es aus dem Megafon, das Wencke Hartjes von der Gewerkschaft IG Metall in der Hand hielt. Und: „Dr. Puller, stellen Sie sich Ihren ehemaligen Mitarbeitern.“

„Da kann man sich auch mit einem toten Stein unterhalten“, ist Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Theisen verbittert. Von dem bekomme man eher eine Reaktion als von Brand oder Puller. Puller indes kriegt die Gewerkschafterin ans Telefon, nachdem sich die Gruppe kurz im Gebäude aufgehalten hatte – ohne erkennbaren Eindruck zu hinterlassen bei Geschäftsführung oder Kollegen. Die wagen nur schüchterne Blick durchs Fenster.

Puller, am laut gestellten Handy hingewiesen auf den Protest vor seinem Unternehmensgebäude, erklärte zum einen, er sei gerade auf dem Weg nach China. Zum anderen, dass er nur für einen Tag Arbeitgeber der Menschen gewesen sei, die da seit Anfang Oktober auf der Straße stehen. Es gehe um den Umgang mit den Menschen, machte Gewerkschafterin Hartjes deutlich. Außerdem habe er, Puller, das Wattenscheider Unternehmen zwischenzeitlich als Gesellschafter zurückgenommen. Schließlich bietet Puller einen Gesprächstermin an. Was Hartjes wenig zuversichtlich stimmt. „Wir haben schon so viele Termine mit ihm ausgemacht“, sagt sie, „Gespräche hat’s aber nie gegeben.“

Am Ende ziehen die Demonstranten zum Nebengebäude. um sich von den Kollegen zu verabschieden. Was man per E-Mail längst habe tun wollen, ihnen aber untersagt worden sei, sagt Theisen. „Der Mann ist unsozial“, feuert der Betriebsratsvorsitzende gegen Puller, „Lasst Euch nichts gefallen.“ „Wir hoffen, dass es Euch nie so gehen wird wie den Wattenscheidern“, ruft Hartjes den Kollegen noch einmal zu, die hinter verschlossenen Fenstern auf das Treiben vorm Eingang blicken.