Bochum. . Die Mitarbeiter des Autobauers stimmen über den Tarifvertrag ab, den die IG-Metall ausgehandelt hat. Er soll regeln, wie es bis zum Auslaufen der Produktion 2016 weitergehen soll. Betriebsrat und Gewekschaft interpretieren den Inhalt allerdings sehr unterschiedlich. Die Details im Überblick.
Heute sollen die Bochumer Opelaner über ihr eigenes Schicksal entscheiden. Zur Abstimmung steht ein Tarifvertrag, den die IG Metall mit Opel für den Standort ausgehandelt hat. Über den Inhalt wurden die Mitarbeiter gestern informiert, vom Betriebsrat und der IG Metall – jedoch mit recht unterschiedlichen Interpretationen.
Das macht ihre Entscheidung noch schwieriger. Betriebsratschef Rainer Einenkel betont die „Gefahr der Abwicklung des Werkes“, die IG Metall die Vorteile gegenüber einem möglichen kompletten Aus Anfang 2015. Hier die wichtigsten Details aus dem Tarifvertrag:
Kündigungsschutz
Für 600 der 3200 aktiven Beschäftigten gilt wie bisher nur ein Kündigungsschutz bis Ende 2014. So viele Stellen fallen mit der Nachtschicht weg. Allen Mitarbeitern sollen höhere Abfindungen als bisher angeboten werden, Ältere können Altersteilzeitprogramme in Anspruch nehmen. Machen davon bis Ende 2014 weniger als 600 Mitarbeiter Gebrauch, kann Opel die fehlende Zahl mit betriebsbedingten Kündigungen erreichen.
Für die dann maximal noch übrigen 2600 Mitarbeiter gilt ein Kündigungsschutz bis Ende 2016 sowie die Möglichkeit, nach 2016 für zwei Jahre in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Sie zahlt je nachdem, wie viele Ersatzarbeitsplätze Opel bis dahin geschaffen hat, 75 bis 90 Prozent des bisherigen Nettoentgelts. Damit hat Opel auch ein finanzielles Interesse daran, Jobs in Bochum zu schaffen.
Die IG Metall betont, dass damit die meisten „vor 2018 nicht auf Arbeitslosengeld angewiesen sein werden“. Bochums Betriebsratschef Rainer Einenkel betont in einem Infoblatt dagegen, dass ab 2015 gekündigt werden kann und insgesamt „der Verlust von 2500 bis 3000 Arbeitsplätzen“ drohe.
In bestimmten Fällen sind Kündigungen auch möglich, nachdem die 600 Stellen weggefallen sind. Weil für die auslaufende Zafira-Produktion bis 2016 jedes Jahr deutlich weniger Mitarbeiter ausgelastet sein werden, wird Opel versuchen, den Stellenabbau voranzutreiben. Wer in dieser Zeit einen zumutbaren Ersatzarbeitsplatz angeboten bekommt, aber ablehnt, kann gekündigt werden. „Zumutbar“ sind Jobs mit einem Verdienst von mindestens 94 Prozent des bisherigen, die nicht weiter als 70 Kilometer vom Werksstandort entfernt sind.
Ersatzarbeitsplätze
Die mit der Stadt zu gründende Entwicklungsgesellschaft soll neue Unternehmen ums Werk ansiedeln. Garantieren kann das aber niemand. Opel selbst verspricht im Tarifvertrag, „über 2016 hinaus mindestens 1200 Vollzeitarbeitsplätze“ zu erhalten. IG Metall und Betriebsrat kritisieren einhellig, dass dies nicht mit Investitions- und Stellenzusagen unterlegt wird.
Auch interessant
Immerhin sicherte der neue Opel-Chef Karl-Thomas Neumann gestern der Arbeitnehmerseite zu, dass die Komponentenfertigung zusätzlich sein wird und nicht etwa von Zulieferern in NRW nach Bochum verlagert wird.
In Aussicht gestellt wird ein Zentrum für Karosserie-Ersatzteile und eines für Kunststoffspritzguss mit je „ca. 200“ Stellen sowie für Ersatzteilewiederaufarbeitung. Es werde „bereits jetzt“ mit 100 Stellen aufgebaut, heißt es. Details soll eine Arbeitsgruppe unter Mitwirkung des Betriebsrats erarbeiten.
Das Ersatzteilelager soll um 150 Stellen auf 600 aufgestockt, die Getriebefertigung bis Ende 2014 fortgeführt werden. Sie sollte eigentlich bereits dieses Jahr schließen.
Was passiert bei Ablehnung?
Eigentlich bedarf der Vertrag für alle Standorte der Zustimmung aller Werke. Der Betriebsrat fordert entsprechend Solidarität der anderen Werke ein, die bereits zugestimmt haben. Die IG Metall ist da skeptisch. Sie erklärt den Beschäftigten, dann scheide Bochum aus dem Tarifwerk aus und es bleibe beim Kündigungsschutz bis 2014. Rechtlich könne Opel dann nicht daran gehindert werden, das Werk 2015 komplett stillzulegen.