Essen/Berlin. Die Berufung von Hartmut Mehdorn als neuem Flughafenchef in Berlin hat ihre Tücken. Zum einen ist der frühere Chef von Bahn und Air Berlin nicht gerade für sein Geschick im Umgang mit der Politik bekannt. Zum anderen steht er mit dem neuen Job an der Spitze eines Airports, den er als Air-Berlin-Chef auf Schadenersatz verklagte. Und der Prozess steht noch aus.

In welcher Einheit wird die Verspätung eines ICE gemessen? In Mehdorn.

Ein platter Scherz mit ernstem Hintergrund: Der langjährige Bahnchef - 1999 bis 2009 steuerte er das größte Staatsunternehmen – hat mit seinen spritzigen Träumen vom großen Börsengang viel versaut im deutschen Schienennetz. Der planlose Sparkurs ging zu Lasten der Kundschaft.

Kanzlerin Merkel bremste Hartmut Mehdorn aus

Er ließ Weichenheizungen ausbauen – im Winter friert heute gerne der Fahrplan ein. Er demontierte Instandhaltungswerkstätten - mühsam muss Nachfolger Grube Infrastruktur und Vertrauen wieder reparieren. Unvergessen sind die Bemühungen des Managers, das Preissystem zu revolutionieren, die erfolgreiche Bahncard zu schrotten und eine Zusatzgebühr für den Ticketkauf am Schalter zu nehmen.

Erst die Kanzlerin, die ein gut entwickeltes Gespür für die Realitäten des Lebens hat, bremste ihn aus und ließ ihn am Ende fallen.

Jetzt also: Mehdorn, der Flughafensanierer. Unbestritten braucht der misslungene Groß-Airport vor den Toren der Hauptstadt eine kräftige Hand, um die internationale Blamage der verspäteten Fertigstellung auszubügeln. Dennoch darf ein Fragezeichen hinter die Klugheit der Landesregierungen in Berlin und Brandenburg gemacht werden: Ist das die richtige Wahl?

Interessenskollision zwischen altem und neuem Job

Denn erstens: Nach seinem Sturz als Bahnchef hat er in seiner kurzen, nur 16 Monate dauernden Anschlussverwendung als Boss von Air Berlin genau eben jenen Flughafen verklagt, dem er jetzt vorstehen soll. Der Prozess um die Millionen Schadenersatz, die der einforderte, hat noch gar nicht angefangen. Es riecht also nach Interessenkollision.

Und zweitens: Im Umgang mit der Politik hat er sich nie gut geschlagen. Legendär ist seine Weigerung als Bahnchef, den Bahn-Eigner Bundestag als Partner auf Augenhöhe zu akzeptieren. Das soll jetzt anders werden? Der Flughafen Berlin ist keine Privatfirma. Sein künftiger Chef braucht ein feines Gespür, um ihn durch das Dickicht von Länderinteressen, Parlamentsrechten, Airline-Wünschen und allgegenwärtigen Lärmgegnern zu lavieren.

Der Hoppla-jetzt-komm-ich-Auftritt des Tausendsassas wird da schnell erneut gegen die Wand gehen können. Zum dritten Mal.