Düsseldorf. Der größte deutsche Baukonzern Hochtief will sich unter der Regie seines neuen Konzernchefs Marcelino Fernandez Verdes von einem großen Teil seines Europageschäfts trennen. Es gibt also die befürchtete Filetierung, allen anderen Beteuerungen und Versprechungen zum Trotz.

Nein, wir haben keinesfalls die Absicht, Hochtief zu zerschlagen oder zu filetieren. Und nun, was ist aus den Versprechungen des neuen Hochtief-Chefs Fernandez geworden? Das Service-Geschäft soll raus, die Projektentwicklung wohl auch. Rund 6000 Mitarbeiter sind von den Plänen betroffen, das ist in etwa die Hälfte des Deutschlandgeschäftes. Keine Filetierung?

Wer den Hochtief-Konzern aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht in der Tat: Das Servicegeschäft macht gemessen an den 80 000 Mitarbeitern einen kleinen Teil aus. Hochtief aus der deutschen Brille gesehen verliert allerdings mal eben die Hälfte des Geschäftes. Die Strategie-Änderung ist gravierend: Bisher hat sich Hochtief als Komplettanbieter verstanden. Von der Flächenentwicklung über die technische Ausstattung bis hin zum Betreiben großer Gebäude. Wenn beides nicht mehr zum Geschäft gehört, tummelt sich Hochtief vor allem im Bau von Infrastruktur. Ein Geschäft, bei dem die Gewinnmargen auf Grund des harten Wettbewerbs nicht in den Himmel wachsen und das bei Großprojekten wie Elb-Philharmonie oder Stuttgart 21 erhebliche Risiken birgt.

Fernandez blickt als Entsandter des spanischen Mutterkonzerns ACS auf die Rendite, gibt Geschäfte ab, die Kapital binden. Wenn Hochtief aber ein internationaler Infrastrukturanbieter ist, stellt sich die Frage, warum das Traditionshaus nicht gleich mit dem Mehrheitseigentümer verschmolzen wird. Was sind die Versprechungen noch wert, Hochtief bleibe ein eigenständiges Unternehmen? Das ohnehin große Misstrauen in Essen jedenfalls ist gewachsen. Nicht zuletzt auf Grund einer brutal anmutenden Bereinigung auf verschiedenen Management-Posten und im Aufsichtsrat.